Viel Munition benötigt

Hinweis für langen Krieg: USA wollen Produktion spezieller Israel-Munition hochfahren

  • Patrick Mayer
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Wegen Israels Konflikt mit Hamas und der Hisbollah: Die US-amerikanische Rüstungsindustrie plant offenbar mehr Munition für das Raketenabwehrsystem Iron Dome ein.

Washington – Israels Krieg gegen die Hamas könnte lange dauern. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant rechnet mit monatelangen Kämpfen. „Es kann einen Monat dauern, zwei oder drei, aber am Ende wird es keine Hamas mehr geben“, sagte Galant am Sonntag (22. Oktober) in Tel Aviv.

Iron-Dome-Raketenabwehr Israels: US-Rüstungsindustrie will mehr Munition liefern

Israel wird folglich viel Munition brauchen. Das gilt auch für das Raketenabwehrsystem Iron Dome, das der jüdische Staat im Nahen Osten seit 2010 im Einsatz hat, um Geschosse der radikalislamistisch palästinensischen Terrororganisation Hamas und der schiitischen Miliz Hisbollah abzuwehren.

Wie The Wall Street Journal aus den USA berichtet, habe der Krieg in Israel das „schlummernde Interesse an der Produktion von Munition“ für das Raketenschutzschild „wiederbelebt“. Dies hätten Vertreter der US-Armee und der amerikanischen Industrie erzählt.

Raketenschwarm über Israel: Wenn Iron Dome in Aktion ist, kann die Bevölkerung das live mitverfolgen.

Zur Einordnung: Iron Dome verschießt mit einer Reichweite von bis zu 17 Kilometern sogenannte Tamir-Mittelstrecken-Raketen, für die demnach auch US-amerikanische Rüstungskonzerne Einzelteile liefern. Dem Bericht zufolge würden „Israels Vorräte an Abfangraketen“ schwinden, weil „Hamas und Hisbollah jeden Tag Hunderte von Raketen auf israelische Militärstandorte und Städte abfeuern“. In den vergangenen zwei Wochen sollen es Tausende gewesen sein.

Iron-Dome-Raketenabwehr: USA gibt zwei Systeme an Israel zurück

Nach dem Massaker der Hamas in Israel (7. Oktober) und den folgenden Kämpfen hatten die Vereinigten Staaten zwei Iron-Dome-Einheiten, die sie vor drei Jahren erworben hatten, an Israel zurückgegeben - mit mehr als 200 Tamir-Raketen. Brisant: Diese Iron-Dome-Waffenträger hatten die US-Streitkräfte zuvor auf der Insel Guam in der Philippinensee stationiert, einem Nebenmeer des Pazifiks. Dort befindet sich die Andersen Air Force Base, der wichtigste US-Luftwaffenstützpunkt westlich von Hawaii und Hauptstützpunkt für Langstreckenbomber der US Air Force in Ostasien.

Name:Iron Dome (hebräisch: Eisenkuppel)
Hersteller:Rafael Advanced Defense Systems Ltd, Israel Aerospace Industries
Indienststellung:2010
Waffenplattformen:Anhänger mit 20 Raketen
Rakete:Mittelstrecken-Boden-Luft-Rakete Tamir (Radar-gelenkt)
Gefechtskopf:11-kg-Splittergefechtskopf
Reichweite:bis 17 Kilometer
maximale Höhe:10 Kilometer

Die südlichste Insel des Marianen-Archipels gehört zu den USA. In jener Gegend der Welt, wo China gerade unter Hochdruck versucht, militärisch seinen Einfluss auszuweiten. Weswegen Washington seine Unterstützung für die Philippinen und vor allem für Taiwan bekräftigt hatte. Ebenfalls brisant: Erst kürzlich hatte ein Schiff der chinesischen Küstenwache ein philippinischen Versorgungsboot, das auf dem Weg zum philippinischen Außenposten „Sierra Madre“ im Südchinesischen Meer war, gerahmt. Die geopolitische Lage bleibt auch dort sehr angespannt.

Iron-Dome-Raketenabwehr: Abfangraketen Tamir in der Batterie

Bezeichnend: Laut The Wall Street Journal hatten die USA erst 2021 die Raketen Tamir für die Iron-Dome-Systeme initiiert, um damit besser auf die Herausforderungen im Pazifik vorbereitet zu sein. Was sich auf die sich wiederholenden chinesischen Militär-Provokationen (zum Beispiel gegen die Philippinen) beziehen dürfte.

„Peking testet im Südchinesischen Meer auch die USA“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Aktuell hat für Washington aber wohl der Hamas-Israel-Krieg Vorrang, wie der aktuelle militärische Konflikt im Nahen Osten von US-amerikanischen Medien bezeichnet wird.

Luftabwehr im Einsatz: Ein israelisches Iron-Dome-System verschießt eine Derby-Rakete.

Iron-Dome-Raketenabwehr: Zehn Batterien schützen Israel vor Hamas-Raketen

Laut des Berichts sind in Israel insgesamt zehn Batterien des Iron Dome verteilt, die mit ihren 20 Raketen pro Batterie jeweils eine Fläche von etwa 60 Quadratmeilen (rund 96,5 Quadratkilometer) abdecken. Laut israelischer Angaben schalten sie bis zu 90 Prozent aller heranfliegenden Raketen aus. Das Radarsystem (eines pro Batterie) ist demnach in der Lage, nur auf diejenigen Bedrohungen zu reagieren, von denen erwartet wird, dass sie besiedelte oder gefährdete Gebiete erreichen.

Damit werde verhindert, dass Iron-Dome-Raketen unnötig verschossen werden. Schließlich soll ein Schuss zwischen 50.000 und 100.000 Dollar kosten, was auch veranschaulicht, wie viel die US-Rüstungsindustrie mitverdient. Der enorme Verbrauch von Artilleriegranaten und Lenkflugkörpern im Ukraine-Krieg sowie von Tamir-Abfangjägern in Israel habe den Fokus der US-Verteidigungsbeamten auf den Aufbau „bezahlbarer Massen“ geschärft, heißt es weiter. Es gehe darum, ein zuverlässiges Arsenal an stark beanspruchter Munition anzulegen, berichtet The Wall Street Journal.

Radar, Zielerfassung, Abfangrakete: Wie Iron Dome funktioniert

  • 1. Eine mobile Radareinheit auf einem LKW identifiziert einen Beschuss mit Raketen.
  • 2. Eine mobile Steuereinheit (ebenfalls auf einem LKW) analysiert die Flugbahn, schätzt den Einschlagpunkt der jeweiligen Rakete ein und befiehlt den Start einer Abfangrakete.
  • 3. Aus der bereitstehenden Batterie werden eine oder mehrere Abfangraketen abgefeuert, von denen jede einen Radarsuchkopf hat.
  • 4. Die Abfangrakete zerstört die ankommende Rakete, indem sie mit ihrem 11-kg-Splittergefechtskopf in deren unmittelbaren Nähe explodiert.

Die Zusammenarbeit zwischen den USA und Israel ist dabei eng. Dem Bericht nach „finanziert das Pentagon (US-Verteidigungsministerium, d. Red.) bereits einen Großteil der israelischen Iron-Dome-Produktion und -Kosten im Rahmen einer bestehenden Vereinbarung“. Nicht nur die Tamir-Raketen werden derweil von Rafael Advanced Defense Systems Ltd zusammengebaut, das israelische Rüstungsunternehmen mit Sitz in Haifa am östlichen Mittelmeer produziert auch alle Einheiten des Iron-Dome-Systems. (pm)

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