Besorgniserregende Beobachtung

EU-Rechnungshof schlägt bei Klimazielen Alarm - Deutschland ein Haupt-Sorgenkind

Der Europäische Rechnungshof veröffentlicht einen Sonderbericht. Die EU kämpfe nicht ausreichend gegen den Klimawandel, auch Deutschland nicht.

Luxemburg - Die EU schneidet im Kampf gegen den Klimawandel nach Einschätzung einer eigenen Prüfungsinstanz schlecht ab. Intransparenz, ein Mangel an Investitionen und wenig Aussicht auf Besserung: In einem Sonderbericht hat der Europäische Rechnungshof dem Kampf gegen den Klimawandel in der EU ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Vor allem Deutschland scheint hinsichtlich seiner Treibhausgas-Emissionen ein Sorgenkind zu sein.

Der Report wurde am Montag in Luxemburg vorgelegt. Darin bezweifelt der Rechnungshof, dass die EU ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 wie angestrebt um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 senken kann. Besonders besorgniserregend sei, dass es keine Anzeichen für eine ausreichende Finanzierung gebe, um die Ziele zu verwirklichen. „Dies gilt insbesondere für die Privatwirtschaft“, heißt es in dem Bericht.

EU-Rechnungshof schlägt bei Klima-Zielen Alarm - Deutschland ein Sorgenkind

Nach Angaben des Rechnungshofs ist vorgesehen, dass die Ausgaben aus dem EU-Haushalt pro Jahr im Zeitraum von 2021 bis 2027 weniger als 10 Prozent der geschätzten Gesamtinvestitionen ausmachten, die erforderlich seien, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Die Investitionen müssten daher zu einem großen Teil aus nationalen und privaten Mitteln aufgebracht werden.

 In einem Sonderbericht hat der Europäische Rechnungshof dem Kampf gegen den Klimawandel in der EU ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.  (Symbolfoto)

Der Sonderbericht geht auch explizit auf Deutschland ein, das nicht gut da steht: Den Angaben zufolge zählt die Bundesrepublik gemeinsam mit Irland und Malta zu den Staaten, die ihre Treibhausgasziele für 2020 nicht eigenständig erreichen konnten. Sie erwarben demnach im Zeitraum von 2013 bis 2020 17 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent an Zuweisungen für Treibhausgasemissionen von anderen Mitgliedstaaten, die ihre Ziele übertroffen hatten. Zum Vergleich: Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur hatte Estland im Jahr 2021 Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 15,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent.

EU-Rechnungshof kritisiert EU-Klimaziele: einige Emissionen würden einfach ignoriert

Der Rechnungshof monierte zudem, dass bei den verursachten Treibhausgasemissionen nicht alles berücksichtigt werde. Dazu zählen den Angaben nach etwa Emissionen, die durch den Handel und zum Teil durch den internationalen Luft- und Seeverkehr ausgestoßen würden. Der Rechnungshof forderte, sämtliche von der EU verursachten Treibhausgasemissionen zu berücksichtigen. „Dies ist wichtig, da die EU sich verpflichtet hat, beim Übergang zur Klimaneutralität eine weltweite Vorreiterrolle zu übernehmen“, sagte die zuständige Prüferin Joëlle Elvinger laut Mitteilung.

Auch die Emissionen aus den internationalen Luft- und Seeverkehr müssen laut dem Rechnungshof berücksichtigt werden. (Symbolfoto)

Darüber hinaus kritisierte Elvinger: „Wir brauchen mehr Transparenz über die Leistung der EU und der Mitgliedstaaten bei ihren Maßnahmen zur Erreichung der Klima- und Energieziele.“ Die Prüfer hätten kaum Informationen über die tatsächlichen Kosten gefunden, die dem EU-Haushalt, den nationalen Haushalten und der Privatwirtschaft durch die Klimapolitik entstünden. Auch über erfolgreiche Maßnahmen fehlten Informationen. Ob die EU ihre Ziele kosteneffizient erreiche, sei daher nur schwer zu beurteilen.

Im weltweiten Vergleich schneidet die EU laut Angaben des Rechnungshofes aber noch gut ab. Während die Emissionen weltweit zwischen 1990 und 2019 um 57 Prozent zugenommen haben, seien sie in der EU um etwa ein Viertel gesunken. „Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass es der EU gelungen ist, die Emissionen vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln“, hieß es in dem Bericht. (dpa/nz)

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