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Gewalt im Westjordanland: Lässt die Hamas das Pulverfass explodieren?
VonFelix Busjaeger
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Das Westjordanland steht vor Herausforderungen. Schon vor dem Krieg in Israel konkurrierte die Hamas mit der Fatah. Nun droht eine Eskalation der Lage.
Ramallah – Vier Wochen nach Beginn des Kriegs in Israel brodelt es weiterhin im Nahen Osten: Die israelischen Streitkräfte konzentrieren ihre Einsätze auf eine Bodenoffensive im Gazastreifen, doch auch an anderen Grenzen droht der Konflikt zu eskalieren. Neben Unruhen im Libanon durch die ortsansässige Hisbollah rückt auch immer wieder das Westjordanland in den Fokus der Öffentlichkeit: Regelmäßig kommt es im Israel-Krieg zu Angriffen von Siedlern und israelischen Militäraktionen. Die Lage ist angespannt – und könnte der Hamas im Gazastreifen in die Hände spielen.
Lage im Westjordanland wegen Krieg in Israel angespannt – Hamas konkurriert mit Fatah
Im Westjordanland, auch bekannt als West Bank, starben seit dem Ausbruch des Kriegs in Israel mindestens 140 Menschen. Es kommt immer wieder zu großen Demonstrationen und Solidaritätskundgebungen mit den Menschen im Gazastreifen. Drahtzieher hinter den Aktionen soll die Hamas sein. Die terroristische Gruppierung genießt in der Region Rückhalt in der Bevölkerung. Angesichts der aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten gilt die Position des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas stark angeschlagen.
Bewaffnete Palästinenser nehmen an der Beerdigung im Westjordanland teil. In der Region konkurrieren Hamas und Fatah – schon vor dem Krieg in Israel. (Archivbild)
Abbas‘ palästinensischer Autonomiebehörde (PA) hat im Westjordanland die Regierung inne. Der Präsident leitet die PA und die säkulare Fatah-Fraktion innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Die Fatah gilt als Erzrivalin der Hamas. Beide Organisationen konkurrieren um die Vorherrschaft in der Region. Die Strategie der PA basiere im Krieg in Israel derweil darauf, „öffentliche Proteste als Ventil für palästinensische Beschwerden zuzulassen“, schreibt Neomie Neumann von der US-Denkfabrik Washington Institute. Im Rahmen eines blutigen Bruderkriegs vertrieb die islamistische Hamas die Fatah 2007 aus dem Gazastreifen. Seither regiert Abbas de facto nur im Westjordanland. Doch sein Einfluss dort ist nur noch gering.
Aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg: Siedlergewalt bedroht Ordnung im Westjordanland
Durch die aktuellen Entwicklungen im Krieg in Israel attestieren Experten dem Westjordanland eine wachsende Instabilität. Diese ist unter anderem auf die gegenwärtige Siedlergewalt zurückzuführen, die von der PA nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Das israelische Militär ist zwar ebenfalls in der Region aktiv und nahm seit dem Angriff der Hamas mehr als Tausend Terrorverdächtige in West Bank fest, aber der Terror bleibt in dem Gebiet das größte Problem.
Wer lebt im Westjordanland?
Im Westjordanland leben aktuell etwa drei Millionen Menschen. Mit 2,5 Millionen stellen die Palästinenser die größte Bevölkerungsgruppe. Etwa 430.000 Juden leben in knapp 200 Siedlungen. Das Westjordanland, auch bekannt als West Bank, hat ungefähr eine Fläche von 5800 Quadratkilometern und ist neben dem Gazastreifen Teil des Staates Palästina.
Seit Anfang Oktober gab es zudem die Befürchtung, dass die Hamas im Westjordanland eine weitere Front im Israel-Krieg eröffnen könnte. Bisher blieben die Versuche allerdings ohne größeren Erfolg. Um die Stabilität im Westjordanland zu wahren, müsse Israels Regierung „gegen palästinensische und jüdische Gewalt gleichermaßen“ vorgehen, betont der Analyst Lederman im Time-Magazin. Die Siedlergewalt bedrohe auch die Integrität der israelischen Demokratie und die Sicherheit des Landes. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur.
Hamas ist im Westjordanland aktiv: Ausbreitung vom Krieg in Israel befürchtet
Auch wenn die Bevölkerung im Westjordanland sich bislang zurückhaltend zum Krieg in Israel positionierte und die Angriffe der Hamas nicht von der Breite der Menschen getragen wird, gibt es allerdings Sympathisanten des Gaza-Kriegs, die die Auffassung haben, dass alle Palästinenser im Kampf gegen Israel zusammenstehen müssten. Für die aktuelle Lage im Israel-Krieg bleibt die politische Situation in der Region weiterhin entscheidend.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Während die Lage im Westjordanland angespannt bleibt, gab es zuletzt ein Treffen zwischen Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei und dem Chef des politischen Büros der Palästinenserorganisation Hamas in Teheran. Chamenei gilt als mächtigster Mann im Iran und hat als Religionsführer in allen strategischen Fragen das letzte Wort. In den vergangenen Wochen hatte sich Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian regelmäßig mit Hanija über den Gaza-Krieg zwischen der Hamas und Israel ausgetauscht. Der Iran unterhält gute Beziehungen zur Hamas. Bisher hat sich der Iran noch nicht aktiv in die Entwicklungen im Krieg in Israel eingemischt, positionierte sich allerdings deutlich auf der Seite der Hamas.
Naher Osten vor Flächenbrand wegen Krieg in Israel? Iran ist „Strippenzieher“ – auch im Westjordanland
Der Iran gilt seit jeher als „Strippenzieher“ im Nahen Osten und unterstützt zahlreiche Gruppierungen, die allesamt Israel als erklärten Erzfeind ansehen. Neben der Hamas gibt es unter anderem Beziehungen zur Hisbollah im Libanon und den Huthi-Rebellen im Jemen. Unter der Bezeichnung „Achse des Widerstands“ tritt der Iran mit seinen schiitischen Verbündeten gemeinsam in der arabischen Welt auf. Das schiitische Regime Irans versucht sich damit im arabischen Raum zusätzliche Legitimität zu verschaffen. (fbu/mit dpa)