Nach Koranverbrennung
Sohn verprügelt Häftling - Kadyrow feiert Selbstjustiz
VonErkan Pehlivanschließen
Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow postet ein Video. Darin verprügelt sein 15-jähriger Sohn einen Häftling, der einen Koran verbrannt haben soll.
Grosny - Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow hat auf Telegram ein Video seines Sohnes veröffentlicht. Darin schlägt der 15-jährige Adam offenbar den im Fall einer Koranverbrennung angeklagten Nikita Schurawel zusammen. „Ich mag keine Untertreibung. Es ist immer besser, den letzten Punkt zu setzen - wahrheitsgemäß und ehrlich. Im Netz herrscht immer noch Uneinigkeit über die Tatsache, dass Adam Kadyrow den Koranverbrenner Nikita Schurawel, einen Komplizen des ukrainischen Geheimdienstes, geschlagen hat“, kommentierte Kadyrow den Clip.
Kadyrow verglich Menschen, die gegen die Heilige Schrift der Muslime verstoßen, mit Abschaum, der nicht wolle, dass alle Menschen in Russland in Frieden und Verständnis zusammenleben. „Solche Provokateure und Verräter sind ein Tumor im Körper, den man ausbrennen muss“, sagte Kadyrow - und fügte hinzu, er sei stolz auf die Tat seines Sohnes.
Koranverbrennung - angeblich „im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes“
Schurawel war im Mai 2023 verhaftet worden. Die russischen Ermittler werfen ihm vor, den Koran vor der Kulisse einer Moschee in Wolgograd gegen eine Belohnung von 10.000 Rubel durch den Geheimdienst der Ukraine verbrannt und das Video an einen Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes übergeben zu haben. Später tauchte das Video der Koranverbrennung in sozialen Netzwerken auf. Nach russischen Angaben verbreitete es auch der ukrainische Geheimdienst.
Nach seiner Verhaftung saß Schurawel in einem Untersuchungsgefängnis in Tschetschenien ein. Wie der Ermittlungsausschuss erklärte, insbesondere aufgrund „zahlreicher Appelle“ von Einwohnern der Republik, mit der Bitte, „sie als Opfer anzuerkennen“.
Kadyrows Sohn schlägt zu: Parlamentarier unterstützen Gewalt gegen Häftling
Bald darauf unterstützten der Sprecher des tschetschenischen Parlaments, Magomed Daudow, und der Staatsduma-Abgeordnete Adam Delimchanow öffentlich das Vorgehen Adam Kadyrows. Sie bestätigten nicht direkt, dass der Sohn des tschetschenischen Führers Schurawel misshandelt hatte. Der Minister für nationale Politik der Republik, Achmed Dudajew, tat das jedoch.
Dudajew zufolge begleitete Adam Kadyrow seinen Vater zu einem Treffen mit Schurawel im Untersuchungsgefängnis von Grosny und verprügelte den Wolgograder - den Videobildern nach zu urteilen ohne Sicherheitspersonal im Raum. Warum diese Situation eingetreten war, erklärte der Minister nicht.
Ramzan Kadyrov published a video of his son Adam beating Nikita Zhuravel, who was accused of burning the Koran, in a pre-trial detention center.
— NEXTA (@nexta_tv) September 25, 2023
"There are still disputes online about the fact of Adam Kadyrov's beating of Holy Quran burner Nikita Zhuravel, an accomplice of the… pic.twitter.com/MfAEn84OHd
Kadyrow zeigt sich gesund
Über den als „Putins Bluthund“ bekannten Kadyrow waren kürzlich Gerüchte aufgetaucht, er sei schwer krank und habe im Koma gelegen. Der Tschetschene wies dies als Lüge zurück und veröffentlichte Videoaufnahmen von sich, bei denen er lächelnd in die Kamera schaut. Kadyrow erklärte, er rate allen, „die im Internet nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden können, frische Luft zu schnappen und ihre Gedanken zu ordnen“. Das Video zeigt den 46-Jährigen auf einem Spazierweg. Er trägt Kapuze, sein Gesicht ist erkennbar aufgedunsen. „Der Regen ist wunderbar belebend“ fügte Kadyrow in der Begleitbotschaft hinzu.
Kadyrow steht seit 2007 an der Spitze der mehrheitlich muslimischen russischen Kaukasusrepublik. Menschenrechtsgruppen werfen ihm ein „totalitäres Regime“ vor. Immer wieder verweisen sie auf Fälle von außergerichtlichen Tötungen und Folter von seinen Gegnern. (erpe/AFP)