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„Nicht wählbar“: Gericht schließt Trump von Vorwahlen in Colorado aus
VonStefan Krieger
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Der frühere US-Präsident Donald Trump darf laut einem Gerichtsurteil nicht bei den Präsidentschaftsvorwahlen im Bundesstaat Colorado im kommenden Jahr teilnehmen.
Denver – Es war eine knappe Entscheidung, könnte aber eine von großer politischer Reichweite sein: Mit 4:3 Stimmen hat das Oberste Gericht des US-Bundesstaates Colorado den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump von den Vorwahlen 2024 ausgeschlossen. Das Gericht erklärte Trump am Dienstag (19. Dezember, Ortszeit) unter Berufung auf die Aufstandsklausel der US-Verfassung für „nicht wählbar“ für das Weiße Haus. Wegen seiner Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 sei der Spitzenkandidat der Republikaner von der Teilnahme an den Vorwahlen im kommenden Jahr ausgeschlossen, hieß es in der Begründung.
Die Entscheidung des Gerichts ist ein Novum. Es ist das erste Mal, dass ein Präsidentschaftskandidat aufgrund einer selten angewandten Bestimmung, die Aufständische von der Ausübung eines offiziellen Amtes ausschließt, als ungeeignet für das Amt eingestuft wurde. „Eine Mehrheit des Gerichts ist der Ansicht, dass Trump gemäß Abschnitt 3 des 14. Verfassungszusatzes nicht für das Amt des Präsidenten geeignet ist“, schrieb das Gericht, dessen Richter alle von demokratischen Gouverneuren ernannt wurden, in seinem Urteil.
Rückschlag für Trump: Gericht begründet Entscheidung mit Unterstützung des Aufstands
„Präsident Trump hat den Aufstand nicht nur angezettelt“, heißt es in der Mitteilung des Gerichts. „Selbst als die Belagerung des Kapitols in vollem Gange war, unterstützte er sie weiter. Dies auch, indem er Vizepräsident Pence wiederholt aufforderte, sich zu weigern, seine verfassungsmäßige Pflicht zu erfüllen, und indem er Senatoren anrief, um sie zu überreden, die Auszählung der Wählerstimmen zu stoppen.“ Das Gericht kommt zu dem Schluss, dass „diese Handlungen eine offene, freiwillige und direkte Beteiligung an dem Aufstand darstellten“.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung am 19. Dezember 2023 in Waterloo, Iowa.
Die Entscheidung hebt das Urteil eines Richters einer niedrigeren Instanz auf. Diese war der Meinung, dass Trump an einem Aufstand zwar beteiligt war, indem er seine Anhänger zur Gewalt aufrief, aber dass er als Präsident kein „Offizier der Vereinigten Staaten“ sei, der durch den Zusatz disqualifiziert werden könnte. Der Fall wurde von einer Gruppe von Wählern aus Colorado mit Unterstützung der Gruppe Citizens for Responsibility and Ethics in Washington (CREW) vorgebracht. Der Präsident von CREW, Noah Bookbinder, sagte, die Entscheidung des Gerichts sei „nicht nur historisch und gerechtfertigt, sondern auch notwendig, um die Zukunft der Demokratie in unserem Land zu schützen“.
Trump will in Berufung gehen
Die Reaktion ließ nach der Entscheidung nicht lange auf sich warten. Trumps Wahlkampfteam bezeichnete die Entscheidung des Gerichts als „fehlerhaft“ und „undemokratisch“ und kündigte Berufung beim Obersten Gerichtshof an. Der Oberste Gerichtshof der USA hat eine konservative Mehrheit von sechs zu drei, darunter drei von Trump ernannte Mitglieder.
Ronna McDaniel, die Vorsitzende des republikanischen Nationalkomitees (RNC), bezeichnete die Entscheidung in einem Beitrag in den sozialen Medien als „Wahleinmischung“. Sie fügte hinzu, dass das Rechtsteam des RNC „sich darauf freut, für einen Sieg zu kämpfen“.
Election interference.
This irresponsible ruling will be appealed to the U.S. Supreme Court and our legal team looks forward to helping fight for a victory.
The Republican nominee will be decided by Republican voters, not a partisan state court. https://t.co/TpzY6oULhu
Vivek Ramaswamy, der neben Trump einer der möglichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner ist, nannte das Vorgehen des Gerichts „einen echten Angriff auf die Demokratie“. Ramaswamy kündigte an, sich aus den Vorwahlen der Republikaner in Colorado zurückzuziehen, und forderte andere Kandidaten – Ron DeSantis, Chris Christie und Nikki Haley – auf, dasselbe zu tun, wenn Trump nicht auf dem Stimmzettel stehen darf.
Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus
„Die Schöpfer des 14. Verfassungszusatzes wären entsetzt, wenn sie sehen würden, wie diese enge Bestimmung als Waffe eingesetzt wird, um einen ehemaligen Präsidenten daran zu hindern, sich zur Wiederwahl zu stellen“, sagte Ramaswamy.
Das Urteil gilt zwar nur für die republikanischen Vorwahlen am 5. März in Colorado, könnte aber auch Auswirkungen auf Trumps Situation bei der allgemeinen US-Wahl 2024 haben. Unparteiische US-Wahlforscherinnen und -Wahlforscher sehen Colorado zwar fest in demokratischer Hand, doch könnten Gerichte in anderen Bundesstaaten dem Urteil folgen. Ähnliche Klagen wie die in Colorado waren allerdings zuvor in Minnesota und New Hampshire aus verfahrenstechnischen Gründen abgewiesen worden. (skr)