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Hamas-Terror laut UN-Chef „nicht im Vakuum“ passiert: Israel will Beziehungen überdenken
VonBedrettin Bölükbasi
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UN-Generalsekretär Guterres brachte Israel mit Aussagen zum Hamas-Terror gegen sich auf. Er kritisierte eine „erdrückende Besatzung“ und die Siedlungspolitik.
New York/Tel Aviv – Es waren Worte, die den israelischen Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, überraschten - und zu einer ernsthaften Abkühlung der Beziehungen zwischen Israel und der UN führen dürften. Bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates am Dienstag (24. Oktober) verurteilte UN-Generalsekretär António Guterres zwar den Angriff der palästinensischen Hamas auf Israel am 7. Oktober, betonte aber gleichzeitig, die Angriffe seien „nicht im Vakuum erfolgt“.
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Es sei wichtig, das zu begreifen, sagte Guterres. „Die palästinensischen Menschen erleben seit 56 Jahren eine erdrückende Besatzung“, erklärte er. Palästinensisches Territorium sei kontinuierlich von „Siedlungen“ verschlungen worden, während das Land von Gewalt „geplagt“ sei, die Wirtschaft „erstickt“ werde, Menschen vertrieben und ihre Häuser zerstört würden. Die Hoffnung auf eine politische Lösung der Probleme nehme ab. „Die Beschwerden der palästinensischen Menschen können die entsetzlichen Angriffe der Hamas nicht rechtfertigen“, ergänzte er, fügte aber hinzu: „Und diese entsetzlichen Angriffe können die kollektive Bestrafung der Palästinenser nicht rechtfertigen.“
Die Siedlungen, die Israel seit Jahrzehnten in der Region gründet und weiter ausbreitet, werden international als illegal betrachtet. Arabische und muslimische Länder betonen, dass Israel seit 1967 ständig palästinensisches Territorium besetze. Mit Blick auf den aktuellen Krieg in Israel und die israelische Luftkampagne gegen den Gazastreifen kritisieren sie wie Guterres, Israel bestrafe nicht nur die Hamas, sondern auch Zivilisten.
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In Israel lösten die Worte von Guterres Entsetzen aus. „Für jede anständige Person, für jeden von uns ist das unglaublich“, kommentierte der israelische Botschafter Erdan auf einer Pressekonferenz nach der Versammlung. Die UN sei zwar gegründet worden, um „Grausamkeiten“ wie die der Hamas zu verhindern. „Doch die UN scheitert“, so Erdan. Er warf Guterres vor, „jede Moral und Unparteilichkeit“ verloren zu haben.
Mit seinen Worten habe Guterres Toleranz gegenüber Terror gezeigt und ihn gerechtfertigt. „Jetzt beschuldigt der Generalsekretär das Opfer, der Generalsekretär beschuldigt ernsthaft Israel?“, fragte der Diplomat rhetorisch. Er forderte Guterres zum Rücktritt auf. Sollte er nicht zurücktreten oder sich zumindest entschuldigen, gebe es keinen Grund für die Existenz der UN. Ferner sagte Erdan, die israelische Regierung werde die Beziehungen zur UN „überdenken“.
Im Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) schrieb Erdan zudem, Guterres sei „von der Realität in unserer Region völlig abgekoppelt“. Der UN-Generalsekretär nehme den Angriff der „Nazi-Hamas“ in einer „verzerrten und unmoralischen Weise“ dar, unterstrich er und fügte an: „Es ist wirklich traurig, dass der Chef einer Organisation, die nach dem Holocaust gegründet wurde, derartig fürchterliche Ansichten hat. Eine Tragödie!“
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Die Auswirkungen des Eklats machten sich wenig später schon bemerkbar. „Wegen seiner Aussagen werden wir UN-Repräsentanten kein Visum mehr zur Verfügung stellen“, erklärte Erdan dem militärischen Radiosender GLZ. Man habe bereits dem UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths das Visum verweigert: „Die Zeit ist gekommen, ihnen eine Lektion zu erteilen.“ Gegenüber dem Nachrichtenportal Ynet kündigte er außerdem an, im nächsten Schritt könne man Repräsentanten der UN, die ein falsches Bild von der Lage vermitteln, ausweisen.
Israelischen Medien zufolge sagte der israelische Außenminister Eli Cohen aus Protest ein Treffen mit Guterres ab. Den Familien der von Hamas entführten Geiseln, die sich mit dem UN-Generalsekretär treffen wollten, habe er den gleichen Rat gegeben und sogar Druck auf die Familien ausgeübt, berichtete die Zeitung Haaretz. Allerdings seien viele Familien dennoch zum Treffen gegangen. (bb)