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Putin sieht „Problem“ mit Finnland – Experte gibt Helsinki klaren Rat
VonFlorian Naumann
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Russlands Präsident droht dem Nachbarn Finnland. Ein Experte schließt Angriffsfantasien im Kreml nicht aus – kommt aber zu einem klaren Urteil.
Moskau/Helsinki – Finnland ist das jüngste Mitglied der Nato. Lange war Russlands Reaktion auf den Schritt eher zurückhaltend ausgefallen – doch jetzt brachte Wladimir Putin persönlich eine Drohung hervor.
„Es gab keine Probleme, aber jetzt wird es welche geben, denn wir werden jetzt den Militärdistrikt Leningrad schaffen und dort definitiv Militäreinheiten stationieren“, sagte Russlands Präsident in einem kürzlich veröffentlichten TV-Interview.
Putin will Finnland „drohen“: „Man sollte diesen Köder nicht schlucken“
Putin stellte auch eher überraschende Fragen zu den Hintergründen des Nato-Beitritts. „Sie haben Finnland genommen und es in die Nato gezogen! Warum, hatten wir irgendwelche Streitigkeiten mit Finnland?“, erkundigte sich der Kremlchef. Die Antwort liegt auf der Hand – und ist auch aus Finnland klar geäußert worden: Russlands Angriff auf die Ukraine sei ein „Schlag gegen die europäische Sicherheitsarchitektur“, sagte der damalige Außenminister Pekka Haavisto Ende 2022.
Doch muss sich Finnland nach Putins Worten in akuter Gefahr sehen? Der Politikwissenschaftler Jussi Lassila sieht jedenfalls eine klare Intention: „Die ganze Idee hinter seinen Äußerungen ist, dass wir sie in Finnland als Drohung deuten sollen“, sagte der Wissenschaftler des Finnischen Instituts für Internationale Beziehungen dem Sender YLE in einem am Dienstag veröffentlichten Interview.
Lassila mahnte dennoch zur Besonnenheit. „Man sollte diesen Köder auf keinen Fall schlucken“, betonte der Russland-Experte. „Stattdessen sollten wir kühlen Kopf bewahren und zwischen Wort und Tat unterscheiden.“ Einen Willen des Kreml zum Angriff schloss Lassila allerdings nicht aus.
„Bitterer“ Putin mit Angriffsambitionen gen Westen? „Russlands Kapazitäten sind stark begrenzt“
Putin sei mittlerweile „ein müder und bitterer Präsident, wenn es um die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen geht“, sagte Lassila dem Sender. „Und vielleicht würde er gerne in den Westen gelangen, wenn er die nötigen Ressourcen hätten“, fügte er hinzu. „Aber Russlands Kapazitäten sind stark begrenzt und es handelt sich im Wesentlichen um Rhetorik.“
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in Bildern
Auch die Drohung mit dem „Militärdistrikt Leningrad“ nahm der Forscher gelassen, auch Berichten über russische Bautätigkeit in Grenznähe zum Trotz – Putins Ankündigung habe in der Praxis keine Bedeutung: Russland habe eine lange Tradition darin, „diverse Einheiten auf dem Papier zu gründen“. In jedem Falle würde ein solcher Prozess „viele Jahre“ in Anspruch nehmen, urteilte Lassila. Er schob eine bittere Einschätzung mit Blick auf den Ukraine-Krieg nach: Russlands Militär werde „auf viele Jahre“ hinaus im Nachbarland gebunden sein.
Finnlands Regierung sorgt sich vor Migration aus Russland: Offenbar neues Gesetz in Arbeit
Konkretere Probleme sieht Finnlands Regierung unterdessen an den Grenzübergängen des Landes zu Russland: Zuletzt ließ Helsinki diese wieder schließen – aus Sorge vor einem bewusst gerichteten Zustrom an Asylsuchenden. Das Innenministerium der scharf-rechten Ressortchefin Mari Rantanen („Wahre Finnen“) arbeitet Berichten zufolge unter Hochdruk an einem neuen Gesetz.
Dieses solle es ermöglichen, Antragsteller mit falschen Papieren oder krimineller Vergangenheit die weitere Einreise ins Land zu verwehren und sie an der Grenze festzuhalten, berichtete die Agentur STT am Montag unter Berufung auf mehrere Insider. (fn)