Schlappe bei Midterms

„Große Ankündigung“: Trump gibt Kandidatur für US-Wahl 2024 bekannt – „Amerika groß und glorreich machen“

  • Momir Takac
    VonMomir Takac
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Ex-Präsident Donald Trump hatte letzte Woche eine „große Ankündigung“ versprochen. Jetzt machte er sie. Was erwartet wurde, ist nun offiziell.

Update vom 16. November, 07.14 Uhr: Natürlich erreichte die Nachricht von Donald Trumps erneuter Kandidatur um das US-Präsidentenamt auch Indonesien. Auf Bali tagen gerade die 20 führenden Wirtschaftsmächte. Doch in Aufruhr versetzte Trumps Ankündigung niemanden, schon eher die Meldung, dass eine Rakete aus russischer Produktion zwei Menschen in einem Dorf in Polen tötete.

Der amtierende US-Präsident Joe Biden wollte sich nicht einmal zu Trumps erneuter Kandidatur äußern. „Nicht wirklich“, sagte der Demokrat der mitreisenden US-Presse zufolge auf die Frage, was seine Reaktion sei.

US-Wahl 2024: Donald Trump will erneut Präsident werden

Update vom 16. November, 06.23 Uhr: Jetzt ist es offiziell: Donald Trump will 2024 noch einmal Präsident der USA werden und ins Rennen um die Kandidatur der Republikaner gehen. „Um Amerika wieder groß und glorreich zu machen, gebe ich heute Abend meine Kandidatur für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten bekannt“, sagte der 76-Jährige am Dienstagabend vor geladenen Anhängern in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Die offiziellen Unterlagen reichte er bei der Bundeswahlkommission ein.

Trump, der in seiner rund einstündigen Rede deutlich machte, dass er seine bisherige Politik fortsetzten will, beschrieb das Amerika unter dem aktuellen Präsidenten Joe Biden als „scheiternde Nation“. Er selbst dagegen habe zweimal - vor und nach der Corona-Pandemie - „die größte Wirtschaft aller Zeiten“ aufgebaut. „Amerikas Comeback beginnt genau jetzt“, verkündete er.

Trump will wieder Präsident werden: „Irre radikale Linke“ und Biden treiben USA in den Ruin

Biden und die „irren radikalen Linken“ trieben Amerika in den Ruin - und er glaube, dass die amerikanischen Wähler „die Plattform der Linken“ ablehnen würden, sagte Trump. Er werde sicherstellen, dass Biden „keine vier weiteren Jahre“ im Weißen Haus bekomme.

Donald Trump geht erneut ins Rennen um das Amt des US-Präsidenten.

Trump wurde auch konkret und erklärte, was er im Falle seiner Wiederwahl durchsetzen will. So plant er, per Verfassungszusatz eine Beschränkung für die Zahl der Amtszeiten im Kongress durchzusetzen. Auch will Trump, dass bei Wahlen nur noch mit Papier-Stimmzetteln statt wie heute auch mit Wahlcomputern abgestimmt werden kann. Zudem müssten die Ergebnisse am selben Tag vorliegen.

Um Kandidat der Republikaner bei der Präsidentenwahl 2024 zu werden, muss sich Trump in parteiinternen Vorwahlen behaupten. Noch hat kein anderer seinen Hut in den Ring geworfen, doch dürfte Floridas Gouverneur Ron DeSantis im Falle seiner Kandidatur ein scharfer Widersacher werden.

Trumps „große Ankündigung“: Wieso sein dicker Coup einfach verpuffen könnte

Erstmeldung vom 15. November 2022 - Washington/Mar-a-Lago — Der ehemalige Präsident der USA, Donald Trump, hat für Dienstag (15. November) eine „sehr große Ankündigung“ in Aussicht gestellt. Der 15. November werde hoffentlich zum wichtigsten Tag in der Geschichte der USA, schrieb er auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“. Trump plant wohl, seine erneute Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 offiziell zu machen.

Der 76-Jährige kündigte seine Mitteilung bereits vor den US-Midterms an. Jetzt stehen viele Wahlergebnisse fest - und Trump hat ein Problem: Die „rote“ Erfolgswelle der Republikaner und der von Trump unterstützten Kandidaten blieb aus, stattdessen schnitten die Demokraten um Präsident Joe Biden besser ab als erwartet.

Trump will Präsidentschaftskandidatur verkünden - macht er einen Rückzieher?

Trumps Hoffnung, durch die Zwischenwahlen eine gute Startrampe für seine Präsidentschaftskandidatur 2024 zu haben, ist damit geplatzt. Anstatt dass er als Sieger gefeiert wird, bekommt er seit den Midterms auch aus seiner eigenen Partei Gegenwind. So berichtete die US-Zeitung Washington Post nach den Zwischenwahlen, mehrere Parteikollegen würden Trump drängen, seine Ankündigung der Präsidentschaftskandidatur angesichts des Wahldebakels zu verschieben.

Dass Trump aufgrund des Midterms-Ausgangs einen Rückzieher macht und auf seine Präsidentschaftskandidatur 2024 verzichtet, gilt dennoch als sehr unwahrscheinlich. Ein Trump-Berater ließ am Montag streuen, dass dies immer noch die Absicht Trumps sei. Ob Trumps Worte aber jetzt noch das Gewicht haben wie vor den Zwischenwahlen, ist fraglich. Viele, vielleicht auch er selbst, scheinen erkannt zu haben, dass seine Kandidatur für die Republikaner 2024 nicht alternativlos ist.

Trump will wieder Präsident werden - doch auch andere Republikaner haben Ambitionen

Ein möglicher anderer Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist Ron DeSantis. Der 44-Jährige trug bei den Midterms einen haushohen Sieg in Florida davon und gilt als größter innerparteilicher Gegner Trumps in seiner eigenen Partei. Trump sah den erfolgreichen Gouverneur offenbar schon vor der Wahl als Gefahr: Er verspottete er ihn als „Ron DeSanctimonious“, was zu Deutsch so viel wie „Ron Scheinheilig“ bedeutet

Auch der frühere US-Vizepräsident Mike Pence werden Ambitionen auf das Weiße Haus nachgesagt. Er sei dabei, über eine Kandidatur für die Republikaner nachzudenken, sagte Pence am Montag (14. November) in einem Interview mit dem TV-Sender ABC. Wenn das bedeuten sollte, gegen seinen einstigen Chef Trump anzutreten, sei er dazu bereit: „Dann wird es so sein.“ Letztlich müsse das amerikanische Volk darüber entscheiden, ob Trump noch einmal Präsident sein könne, so Pence. Er denke aber, dass es in der Zukunft bessere Alternativen geben werde.

Trump nach Midterms geschwächt: Auch seine Lieblingskandidatin scheiterte

Trump muss noch eine weitere Niederlage schlucken: Die von ihm massiv unterstützte Kandidatin Kari Lake verlor die Gouverneurswahl in Arizona gegen die Demokratin Katie Hobbs, wie am Dienstag bekannt wurde. Lake, eine eingefleischte Trump-Anhängerin, war zuvor bereits als neuer Superstar der Republikaner gefeiert worden. 

Trump erhob auf seiner Online-Plattform „Truth Social“ bereits Betrugsvorwürfe. „Sie haben Kari Lake gerade die Wahl weggenommen. Es ist wirklich schlimm da draußen“, schrieb er. Doch die Republikaner könnten den Behauptungen des geschwächten Ex-Präsidenten nun nicht mehr so leicht folgen - und stattdessen auf andere Bewerber für die Präsidentschaft setzen.

Zwischenwahlen USA: Die zehn spannendsten Duelle im Senat

John Fetterman von den Demokraten
Der linke Demokrat John Fetterman ist amtierender Vizegouverneur von Pennsylvania und tritt dort gegen den republikanischen Trump-Schützling Mehmet Oz an. Kurz vor den demokratischen Vorwahlen im Mai erlitt Fetterman einen Schlaganfall, von dem er sich noch immer erholt.  © Kriston Jae Bethel/afp
Mehemt Oz aus Pennsylvania
Der Republikaner Mehmet Oz wird im Wahlkampf in Pennsylvania um den Sitz im US-Senat von Ex-Präsident Donald Trump unterstützt. Der Kardiologe und ehemalige TV-Arzt geriet in die Kritik, weil er in seiner Sendung, „The Dr. Oz Show“, pseudowissenschaftliche und alternativmedizinische Ansichten verbreitete. © Ed Jones/AFP
Mandela Barnes
Der progressive Demokrat Mandela Barnes ist Vizegouverneur von Wisconsin und will den amtierenden republikanischen Senator, Ron Johnson, ablösen. Barnes setzt sich insbesondere für Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte ein. Seine Kandidatur wird von den prominenten US-Linken Bernie Sanders, Alexandria Ocasio-Cortez und Elizabeth Warren offiziell unterstützt. © Scott Olson/AFP
Ron Johnson von den Republikanern
Der MAGA-Republikaner Ron Johnson ist der amtierende Senator von Wisconsin und rechtsextrem. Er will die staatliche Kranken- und Rentenversicherung privatisieren. Den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 bezeichnete er als „überwiegend friedlich“, es sei kein bewaffneter Aufstand gewesen. © Mark Hertzberg/Imago
Raphael Warnock von den Demokraten
Raphael Warnock ist Senator des Swing States Georgia. Er wird herausgefordert von dem Trump-Protegé Herschel Walker. Warnock ist Pastor der Ebenezer Baptist Church in Atlanta, in der einst der bekannte Bürgerrechtsaktivist Martin Luther King Jr. predigte. Warnock ist der erste Schwarze, der den Südstaat Georgia im US-Senat vertritt. © Anna Moneymaker/AFP
Herschel Walker von den Republikanern
Der Ex-American-Football-Spieler und Republikaner Herschel Walker tritt in Georgia gegen den demokratischen Senator Raphael Warnock an. Seine Kandidatur wird von Donald Trump unterstützt. Walker fällt immer wieder durch vergangene Skandale auf. Der erklärte Abtreibungsgegner soll eine Ex-Freundin zum Schwangerschaftsabbruch gedrängt und dafür bezahlt haben. © Megan Varner/AFP
Catherine Cortez Masto von den Demokraten
In Nevada wackelt der Senatssitz der demokratischen Amtsinhaberin Catherine Cortez Masto. Ihr Herausforderer ist der von Donald Trump unterstütze Republikaner und Wahlleugner Adam Laxalt. Cortez Masto macht sich im Wahlkampf insbesondere für das Recht auf Abtreibung stark. Bevor sie Senatorin wurde, war sie Navadas Generalstaatsanwältin. © Kevin Dietsch/AFP
Republikaner Adam Laxalt, Kandidat für den Senat
Der Republikaner Adam Laxalt fordert in Nevada die demokratische Amtsinhaberin Catherine Cortez Masto heraus. Laxalt wird von Donald Trump unterstützt und ist demzufolge Wahlleugner. Der ehemalige Generalstaatsanwalt von Nevada konzentriert sich auf die Themen Inflation und „Law and Order“. © Bridget Bennett/AFP
Tim Ryan aus Ohio
Demokrat Tim Ryan kämpft in Ohio mit dem Republikaner J. D. Vance um den frei werdenden Senatssitz. Ryan ist Abgeordneter im Repräsentantenhaus und war 2019 Präsidentschaftskandidat der Demokraten, doch schied vorzeitig aus dem Rennen aus. © Jerry Mennenga/Imago
JD Vance kandidiert für die Republikaner
J. D. Vance kandidiert auf republikanischer Seite in Ohio gegen den Demokraten Tim Ryan für den Senat. Vance ist Risikokapitalgeber und Autor des autobiografischen Bestsellers „Hillbilly Elegie“. Er sicherte sich die republikanische Nominierung im Vorwahlkampf durch rechtsextreme Positionen und die Unterstützung von Donald Trump. © Jeff Swensen/AFP
Marco Rubio kandidiert für die Republikaner
In Florida sieht sich der amtierende republikanische Senator Marco Rubio seiner demokratischen Herausforderin Val Demings gegenüber. Donald Trump verpasste Rubio, der 2016 als dessen Kontrahent in den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen antrat, den hämischen Spitznamen „little Marco“ (kleiner Marco). © Anna Moneymaker/AFP
Val Demings kandidiert für die Demokraten
Die Demokratin Val Demings fordert in Florida den amtierenden republikanischen Senator Marco Rubio heraus. Sie ist die ehemalige Polizeichefin von Orlando und konnte bereits republikanische Attacken abwehren, die darauf abzielten, sie als zu lax in puncto Strafverfolgung darzustellen. © Joe Readle/AFP
Ted Budd kandidiert für die Republikaner
In North Carolina tritt der Republikaner Ted Budd gegen die Demokratin Cheri Beasley an. Der von Trump unterstützte rechtsextreme Abgeordnete Budd ist Wahlleugner und Inhaber eines Schusswaffengeschäfts. © Seth Herald/AFP
Cheri Beasly kandidiert für die Demokraten
Die Demokratin Cheri Beasley kämpft in North Carolina mit dem Trump-Republikaner Ted Budd um den Sitz im Senat. Beasley ist ehemalige Richterin am Supreme Court des Bundesstaates North Carolina und befürwortet das Recht auf Abtreibung. © Sean Rayford/AFP
Mark Kelly kandidiert für die Demokraten
In Arizona wird der demokratische Amtsinhaber Mark Kelly vom Trump-Schützling und rechtsextremen Republikaner Blake Masters herausgefordert. Kelly ist ehemaliger Astronaut und Ehemann der ehemaligen Abgeordneten Gabby Giffords, der bei einer Veranstaltung in den Kopf geschossen wurde und die überlebte. Demzufolge setzt sich Kelly für strengere Schusswaffengesetze ein. © Kevin Dietsch/AFP
Blake Masters kandidiert für die Republikaner
Der rechtsextreme Republikaner Blake Masters fordert in Arizona den demokratischen Amtsinhaber Mark Kelly heraus. Masters ist ein Schützling Donald Trumps und sprach sich im Vorwahlkampf nicht nur gegen Abtreibungen, sondern auch gegen Empfängnisverhütung aus. Er ist auch Anhänger des rechten, rassistischen Verschwörungsmythos vom „Großen Austausch“. © Brandon Bell/afp
Maggie Hassan kandidiert für die Demokraten
Die Demokratin Maggie Hassan ist die Amtsinhaberin des Senatssitzes für New Hampshire. Sie wird von dem Republikaner Don Bolduc herausgefordert. Hassan konzentriert sich im Wahlkampf auf den Schutz des Rechts auf Abtreibung. Sie war bereits Gouverneurin von New Hampshire. © Scott Eisen/AFP
Don Bolduc kandidiert für die Republikaner
Der Republikaner Don Bolduc fordert in New Hampshire die demokratische Amtsinhaberin Maggie Hassan heraus. Bolduc lobte die höchst umstrittene Anti-Abtreibungsentscheidung des Supreme Courts. Der pensionierte Brigadegeneral ist ein rechtsextremer Kandidat, doch er wird nicht von Donald Trump unterstützt. © Scott Eisen/AFP
Michael Bennet kandidiert für die Demokraten
In Colorado wird der demokratische Amtsinhaber Michael Bennet von dem Republikaner Joe O’Dea herausgefordert. Bennet hat sich während seiner Amtszeit auf die Ausweitung der Steuergutschrift für Kinder konzentriert. Er macht auch Wahlkampf mit den Mitteln aus dem Infrastrukturpaket, die seinem Bundesstaat zuerkannt wurden. © POOL

Will Trump wieder Präsident werden? Michelle Obama ist „zutiefst“ besorgt

Die ehemalige First Lady der USA, Michelle Obama, zeigt sich besorgt über ein mögliches politisches Comeback von Trump. „Der Gedanke daran entsetzt mich zutiefst“, sagte Obama in einem Interview mit dem Stern. Zu der Frage, ob die US-Demokraten mit dem schon fast 80 Jahre alten Joe Biden in einen möglichen Präsidentschaftswahlkampf gegen Trump ziehen sollten, sagte sie: „Dazu werde ich mich nicht äußern. Ich darf Ihnen sagen, dass besonders eine Sache in der Politik ebenso wenig hilfreich ist wie beim Autofahren: Wenn jemand versucht, vom Rücksitz aus zu lenken.“

Trump war bereits von 2017 bis 2021 US-Präsident, scheiterte dann bei einer Wiederwahl an den demokratischen Gegenkandidaten Joe Biden. Seitdem vertritt Trump die falsche Behauptung, dass die Wahlen 2021 manipuliert waren und er der eigentliche Gewinner sei. (smu mit Material von dpa und AFP)

Rubriklistenbild: © IMAGO / ZUMA Wire

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