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„Die Möglichkeit nutzen“: IS belächelt das Messerverbot der Ampel – und propagiert Angriffe mit Hämmern
VonFabian Hartmann
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Der Messerangriff in Solingen löste Erschütterung aus. Der Islamische Staat zieht in einem Newsletter-Artikel das neue Sicherheitspaket der Ampel ins Lächerliche. Und erzeugt Angst vor neuen Attacken.
Solingen/Bagdad – Drei Tote und acht Verletzte forderte das fatale Messer-Attentat von Solingen am Freitag der Vorwoche (23. August). Während die Trauer in Deutschland noch immer schwer wiegt, hat die Ampel-Koalition noch am Freitag ein neues, umfassendes sicherheits- und asylpolitisches Maßnahmenpaket vorgelegt. Teil der Maßnahmen sind unter anderem Messerverbote, Leistungskürzungen für ausreisepflichtige Geflüchtete sowie effizientere und schnellere Abschiebungen.
Zuvor hatte sich die terroristisch agierende Organisation Islamischer Staat (IS) zunächst zum Messerangriff in Solingen bekannt. Dann wurde öffentlich, dass der fatale Messerangriff in Solingen nicht von der terroristisch agierenden Organisation Islamischer Staat (IS) selbst ausging, sondern nach seinem Vorbild initiiert wurde. Nun aber hat sich der IS selbst nochmals mit einer Provokation und einer Warnung in Richtung Deutschland zu Wort gemeldet. In der jüngsten Ausgabe des wöchentlichen Online-Newsletters al-Naba, veröffentlichten hochrangige IS-Verantwortliche am Donnerstag (29. August) einen Leitartikel mit der Überschrift „Ein Dschihad in Europa“.
IS-Experten: Dem Islamischen Staat geht es im Leitartikel darum, den Krieg gegen Israel zu verteidigen
Aufgenommen und analysiert wurde der hasserfüllte Text nun vom Dschihadismus-Experten Peter R. Neumann und seinem Kollegen Aymenn al-Tamimi aus dem Irak. Ihre Ergebnisse publizierten die beiden auf Naumanns Blog „Die Terrorlage“, auf dem der IS-Kenner regelmäßig Einschätzungenzu weltweiten terroristischen Bedrohungen untersucht.
Neumann und al-Tamimi zufolgegeht es den IS-Anhängern in ihrem Artikel zunächst vorrangig um die Rechtfertigung des vermeintlichen Grunds des Solinger Attentats: der krieg der muslimischen Welt gegen Israel. Mit dem Hamas-Angriff auf Israel (8. Oktober 2023) hat der IS streng genommen gar nichts zu tun gehabt und distanzierte sich hiernach zunächst sogar von der Hamas. Grund dafür ist Neumann und al-Tamimi zufolge eine generelle Abneigung des IS gegenüber der Hamas. Wie das US-Online-Politikmagazin Politico bereits im November 2023 (21. November) berichtete, haben beide Organisationen so wenige Gemeinsamkeiten, dass lieber grundlegend auf einen Vergleich beider verzichtet werden sollte.
Bereits in der Vergangenheit waren die Hamas vom IS wegen ihres vermeintlichen „Nationalismus“ und ihrer engen Beziehung zum schiitischen Regime in Teheran kritisiert worden. Im Newsletter-Leitartikel preist der IS den bewaffneten Dschihad außerdem als effektivere Möglichkeit, Druck auf den Westen auszuüben, als es „Hunderte von Demonstrationen“ je vollbringen könnten. Wer den IS für seine Anschläge kritisiere, müsse sagen, auf welche Wege westliche Regierungen stattdessen von ihrer Unterstützung für Israel abzubringen sein, heißt es im IS-Newsletter al-Naba weiter.
Islamischer Staat fordert von gläubigen Muslimen neue Angriffe – vor allem auf jüdische Ziele
Und auch eine gewichtige Forderung richten die IS-Verantwortlichen im Artikel an muslimische Gläubige. Vom Westen dürfte sie als Drohung verstanden werden wollen: Statt sich weiter über die Strategie des IS zu beschweren, sollten Muslime weitere Anschläge im Westen durchführen — und dabei vor allem jüdische Ziele in Angriff nehmen.
Der „Nutzen” von Angriffen auf Teile der Zivilbevölkerung westlicher Länder wie dem in Solingen zeige sich sowohl im Terror als auch im Schaden, den sie sogenannten Ungläubigen zufüge. Die Tatsache, dass in Deutschland jetzt über Messerverbote und Klingenlängen diskutiert würde, lege die Unfähigkeit der „Ungläubigen” frei, derartige Angriffe zu verhindern.
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Wörtlich übersetzt heißt es im Donnerstag veröffentlichten Artikel des IS: „Stellt Euch vor, wie das Messer – das in keinem Haushalt fehlt – zu einer Quelle des Terrors und Schadens geworden ist, die die deutsche Regierung jetzt sogar dazu veranlasst hat, „neue Einschränkungen für den Verkauf und Besitz von Messern“ zu fordern und die spezifische Klingenlänge auf „nicht mehr als sechs Zentimeter“ zu begrenzen, in der Hoffnung, dass das Messer nicht in die inneren Organe ihrer Bürger eindringt.“
IS verhöhnt neues Ampel-Sicherheitspaket: „Es scheint, als hätten sie die Hoffnung aufgegeben“
„Es scheint, als hätten sie die Hoffnung aufgegeben, die Angriffe verhindern zu können“, spotten die Verfasser des Artikels. So sei sich dafür entschieden worden, sich stattdessen auf die Regulierung von Waffen zu beschränken. „Wir sagen ihnen: Das Problem wird sich nicht auf das Messer beschränken, denn was ist mit einem Muslim, der die ‚Geburtstagstorte‘ mit Sprengstoff präparieren kann! Seid ihr auch darauf vorbereitet, sie zu verbieten oder ihre Größe zu reduzieren?“
Gegen Ende des Textes schreiben die Verfasser des al-Naba-Leitartikels, Muslime sollten „die Möglichkeit nutzen“, weitere Angriffe mit Werkzeugen wie Messern und Hämmern durchzuführen. Auf diese Weise sei es den Angreifern möglich, der Verfolgung durch den deutschen Sicherheitsapparat zu entgehen und Angriffe in regelmäßigen Abständen durchführen zu können.
Im letzten Absatz des IS-Newsletter-Artikels heißt es: „Sei, oh Mudschahid, ‚Mann des Hammers‘, der seine Opfer zerstört und ihre Schädel zerschmettert, ohne eine Spur zu hinterlassen, die zu ihm führt — nicht aus Sorge um das eigene Leben, sondern damit man die Operation immer wieder wiederholen kann, bis man gesättigt ist mit ihrem Blut (mit dem Blut sogenannter Ungläubiger, Anmerkung d. Redaktion)“.