Moscheen umgewidmet

China will einheitliche Nation aufbauen: Religion und Kultur der Uiguren stört

  • Erkan Pehlivan
    VonErkan Pehlivan
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Zu Millionen wurden Uiguren in China in sogenannte Umerziehungslager gesteckt. Ihre Religion gilt praktisch als verboten und ihre Moscheen werden seit Jahren systematisch zerstört.

Kashgar – Die Zerstörung und Zweckentfremdung kultureller und religiöser Gebäude von Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjang, die die muslimische Minderheit als „Ostturkestan“ bezeichnet, hält unvermindert an. Eines davon ist die „Id Kah Moschee“ in Kashgar, die seit 2016 für Muslime größtenteils geschlossen war. Nur an wenigen Tagen war die Moschee auch für Uiguren geöffnet.

Kein Einzelfall: Größte Moschee von Uiguren in China in Museum verwandelt

In den vergangenen Wochen sind Videos in den sozialen Medien aufgetaucht, denen zufolge Eintrittskarten für die Moschee verkauft werden. Nach Informationen der Internetseite von Radio Free Asia (RFA) hat auch ein Reisebüro in seinm Werbematerial für den Besuch in der Moschee geworben. Je nach Alter müssten Besucher 20 bis 40 Yuan (2,75 bis 5,50 US-Dollar) für die Eintrittskarten zahlen. Für über 65-Jährige sei der Eintritt kostenlos. Die Moschee soll inzwischen zu einem Museum umgewandelt worden sein.

„Die Polizei von Kashgar teilte Radio Free Asia mit, dass die Moschee für Besucher, nicht aber für Gläubige geöffnet sei, und empfahl, sich für weitere Informationen an lokale Reisebüros zu wenden“, heißt es in dem Bericht von RFA. Die im 15. Jahrhundert gebaute Moschee zählt zu den größten Moscheen im Siedlungsgebiet der Uiguren. Es sei nicht die erste Moschee, die zweckentfremdet oder zerstört wurden, berichten Exil-Uiguren in den sozialen Medien. Auch andere ihrer heiligen Stätten seien zu Museen oder Vergnügungsstätten umgebaut worden.

Muslimische Uiguren kommen 2013 nach dem Freitagsgebet aus der „Id Kah Moschee“ raus.

China möchte einheitliche Nation aufbauen

Besonders Exil-Uiguren sind über die Entwicklungen in ihrer Heimat verstört. „In den Städten werden Moscheen geschlossen, vernichtet und unsere Kultur zerstört“, kritisiert Enver Can, Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation „Ilham Tohti Institute“ im Gespräch mit unserer Redaktion. „China möchte eine einheitliche Nation aufbauen und dabei stört die Religion und Kultur der Uiguren“, so Can. Der Menschenrechtler musste als Kind seine Heimat verlassen.

Laut der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation „Uyghur Human Rights Project“ sollen 10.000 bis 15.000 Moscheen ganz oder teilweise zerstört worden sein. Das sind etwa 80 Prozent der Moscheen in der Uiguren-Provinz. Auf der Internetseite „Uygur Haber“ sind mehrere der zum Teil oder ganz zerstörten Moscheen in der chinesischen Provinz samt Satellitenbildern aufgelistet. Unabhängige Beobachter und Journalisten will die chinesische Regierung nicht ins Land lassen. (erpe)

Rubriklistenbild: © How Hwee Young/dpa

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