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„Müssen Beziehungen zu China unterhalten“: Taiwan droht Verlust von weiterem Verbündeten
VonSven Hauberg
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Schon bald könnte Taiwan nur noch zwölf Verbündete haben: Nach den Präsidentschaftswahlen im südamerikanischen Paraguay will sich der mögliche Sieger China zuwenden.
München/Taipeh – Nur noch 13 Staaten weltweit erkennen die Regierung in Taipeh offiziell an – die überwiegende Mehrheit der Staatengemeinschaft unterhält statt mit Taiwan lediglich mit der Volksrepublik China diplomatische Beziehungen. In wenigen Wochen schon könnte die Zahl der Verbündeten Taiwans weiter schrumpfen: Efrain Alegre, aussichtsreichster Oppositionskandidat bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen in Paraguay, will im Falle eines Wahlsiegs die Seiten wechseln.
Der taiwanesische Außenminister Joseph Wu sagte nun in Taipeh, dass die Äußerungen Alegres „sicherlich eine gewisse Verwirrung ausgelöst haben“. Man versuche alles, um Paraguay nicht als Partner zu verlieren. „Unsere Kollegen in Paraguay haben sehr enge Beziehungen zu den politischen Parteien, den Lagern und den Kandidaten“, so Wu weiter. „Paraguay unterhält seit langem Beziehungen zu uns, und diese Beziehungen sind auch sehr stabil. Wir werden unser Bestes tun, um die diplomatischen Beziehungen mit Paraguay aufrechtzuerhalten“.
Taiwan: „Paraguay muss Beziehungen zu China unterhalten“
Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und will das demokratisch regierte Land mit der Volksrepublik „wiedervereinigen“ – möglichst friedlich, notfalls aber auch mit Gewalt, wie Staats- und Parteichef Xi Jinping immer wieder deutlich macht. Gemäß Pekings „Ein-China-Prinzip“ dürfen Staaten, die diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik unterhalten, die taiwanische Regierung nicht ebenfalls anerkennen.
Laut Oppositionskandidat Alegre hätte ein Wechsel zu Peking wirtschaftliche Vorteile für sein Land. Laut Daten der OECD aus dem Jahr 2021 gehören Sojabohnen und Sojaprodukte sowie Rindfleisch zu den wichtigsten Exportgütern Paraguays. Bislang exportiert das südamerikanische Land vor allem nach Brasilien, Argentinien, Chile, Russland und Indien. Den lukrativen chinesischen Markt will Alegre nun erobern – möglich ist das aber nur, wenn Paraguay und China diplomatische Beziehungen aufnehmen. Von Taiwan zeigte er sich enttäuscht: „Wir haben diese kritische Haltung gegenüber den Beziehungen zu Taiwan, weil wir der Meinung sind, dass wir nicht genug von dieser Beziehung zurückbekommen“, sagte Alegre vor wenigen Monaten. „Paraguay muss Beziehungen zu China unterhalten.“
Paraguay wählt Ende April einen neuen Präsidenten. Umfragen sehen Alegre derzeit gleich auf mit Amtsinhaber Santiago Pena. Dieser will „die historischen Beziehungen zu Taiwan verteidigen“, wie Pena im Januar der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Taiwans Vize-Außenminister Alexander Yu vermutet, dass Peking hinter dem möglichen Wechsel des Sieben-Millionen-Einwohner-Staats zu China steckt. „Es ist eine Tatsache, dass China offensichtlich Kandidaten aller Lager“ in Paraguay „umworben hat“, sagte Yu Anfang April während einer parlamentarischen Anhörung.
Verlust von Paraguay wäre weiterer Schlag für Taiwan
Ein diplomatischer Wechsel zu China wäre ein schwerer Schlag für die Regierung von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen. Erst vor wenigen Wochen hatte Honduras Taipeh den Rücken gekehrt und Beziehungen zur Volksrepublik China aufgenommen. In den vergangenen Jahren hatte Taiwan zudem mit Ländern wie Panama, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Nicaragua, den Salomonen-Insel und Kiribati weitere Verbündete verloren.