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CDU-Politiker wirft Regierung Täuschung beim Zwei-Prozent-Ziel der Nato vor
VonPatrick Peltz
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Die Ampel will das Zwei-Prozent-Ziel der Nato im Jahr 2024 einhalten. Doch ist das möglich? CDU-Politiker Ingo Gädechens spricht von „Zaubertricks“.
Berlin/Passau – Die Bundesregierung hat angekündigt, das Zwei-Prozent-Ziel der Nato im kommenden Jahr und darüber hinaus einhalten zu wollen. Das hatte auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mehrfach erklärt. Wie sich die Ausgaben im kommenden Jahr zusammensetzen werden, war jedoch wiederholt Streitpunkt in der Ampelkoalition.
CDU-Politiker warfen der Regierung in diesem Jahr wiederholt vor, das Ziel zu verfehlen. Am Montag (7. August) äußerte sich der CDU-Haushaltspolitiker Ingo Gädechens gegenüber den Zeitungen der Mediengruppe Bayern und erneuerte den Vorwurf. „Die politische Frohbotschaft, dass Deutschland im kommenden Jahr endlich das 2-Prozent-Ziel erreicht, ist eine Täuschung“, so der CDU-Politiker. Er bezieht sich dabei auf eine Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine von ihm gestellte Anfrage.
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In der Antwort heißt es, dass für 2024 neben den insgesamt 71 Milliarden Euro aus dem Verteidigungshaushalt und dem Sondervermögen der Bundeswehr weitere „rund 14,5 Milliarden Euro“ im Verteidigungshaushalt eingeplant seien, die auf die Nato-Quote von zwei Prozent angerechnet würden. In einem späteren Schreiben sei Gädechens jedoch mitgeteilt worden, dass noch offen sei, wie sich die Summe von 14,5 Milliarden zusammensetze. Für das Jahr 2024 könne keine Aussage getroffen werden, da hierfür noch die Beteiligung der entsprechenden Ressorts erforderlich sei.
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Gädechens schließt daraus, dass die Bundesregierung selbst zugebe, dass sie derzeit nicht wisse, wie sich die von ihr proklamierten 85,5 Milliarden Euro für Verteidigung im Jahr 2024 zusammensetzen. Da die 85,5 Milliarden aber feststünden, müssten die Ministerien nun „irgendwelche Ausgaben zusammensuchen, bis die Gesamtsumme erreicht wird“. Der CDU-Politiker befürchtet, dass es am Ende keine Rolle mehr spiele, ob die Ausgaben außerhalb des Verteidigungsetats tatsächlich verteidigungsrelevant seien.
Was wir hier sehen, geht ganz stark in Richtung einer bewussten Täuschung der Öffentlichkeit, einem Vertrauensbruch gegenüber den Soldatinnen und Soldaten und auch einer Enttäuschung bei unseren Nato-Verbündeten.
Verteidigungsausgaben außerhalb des Verteidigungshaushalts keine Neuigkeit
Dass es auch früher schon Verteidigungsausgaben außerhalb des Verteidigungshaushalts gegeben habe, sei nichts Neues. Dies räumte auch Gädechens ein. Er wies aber darauf hin, dass die Summe, um die es jetzt gehe, deutlich höher sei. Waren es 2014 noch 1,6 Milliarden Euro, so sei die geplante Summe von 14,5 Milliarden Euro mehr als achtmal so hoch. Der CDU-Politiker folgerte daraus, dass es in der Ampel-Koalition keine Mehrheit für die Bereitstellung der notwendigen Mittel gebe. Die zwei Prozent würden nun „mit allen Zaubertricks“ herbeigerechnet werden.
Das Zwei-Prozent-Ziel der Nato und das Bundeswehr-Sondervermögen
Seit 2014 haben sich die Nato-Staaten auf einen Richtwert für den gemeinsamen Verteidigungshaushalt geeinigt. Vorgesehen sind zwei Prozent der eigenen Wirtschaftsleistung. Die vage formulierte Vorgabe wurde bisher allerdings nur von einer Minderheit der Mitglieder eingehalten: 2022 lagen neun der damals 30 Nato-Staaten über der Zielmarke. Auch Deutschland hatte sich verpflichtet, das Ziel aber nicht erreicht.
Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat sich die Situation jedoch geändert und viele Staaten stellen mehr Mittel bereit. Olaf Scholz rief die Zeitenwende aus und der Bundestag verabschiedete daraufhin ein Sondervermögen für die Bundeswehr, mit dem das Zwei-Prozent-Ziel im Mehrjahresdurchschnitt von maximal fünf Jahren erreicht werden soll. (AFP/PaPel)