Palästinenser suchen nach einem israelischen Angriff in Gaza nach Überlebenden.
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Palästinenser suchen nach einem israelischen Angriff in Gaza nach Überlebenden.

Krieg in Israel

„Wie Mossul im gesamten Gaza-Streifen“: Fachleute warnen vor Stadtkrieg bei Israels Bodenoffensive

  • Sonja Thomaser
    VonSonja Thomaser
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Dass Israel die Hamas im Gazastreifen besiegen kann, wird kaum bezweifelt. Allerdings könnte es sehr viele zivile Opfer geben.

Gaza – Die Kämpfe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas dauern an. Israel setzt Hoffnung in eine Bodenoperation, die im Krieg in Israel angeblich kurz bevor seht. Und die jüngste Geschichte deutet darauf hin, dass das Ziel erreicht werden kann. Allerdings nur zu enormen Kosten für die israelischen Truppen und vor allem für die dazwischen geratenen palästinensischen Zivilistinnen und Zivilisten.

Eine Bodenoperation bedeutet immer auch Stadtkrieg. Insbesondere in dichtem Gelände mit mehreren Hochhäusern – und Gaza hat Dutzende von Gebäuden mit mehr als sechs Stockwerken – begünstigt dies eigentlich die Verteidiger. Nahkämpfe verringern in der Regel auch die Vorteile der technologisch fortschrittlicheren Seite, was den beeindruckenden militärischen Vorsprung Israels teilweise ausgleichen würde, analysiert das Wall Street Journal die Situation vor Ort.

Relevantes Beispiel für Krieg in Israel ist Schlacht von Mossul

Und doch wurden in den vergangenen Jahren große Städte eingenommen und die Streitkräfte, die sie verteidigten, geschlagen. Das relevanteste Beispiel, das in Israel oft angeführt wird, ist die Eroberung der Stadt Mossul im Irak in den Jahren 2016 und 2017. Die Bevölkerungszahl entsprach damals der des Gazastreifens mit 2,1 Millionen Einwohnern.

Die Schlacht von Mossul, die 277 Tage dauerte, war in der Tat ein langwieriger Feldzug. Eine Untersuchung der Associated Press, die auf Friedhofsunterlagen und von Nichtregierungsorganisationen zusammengestellten Daten basierte, ergab, dass in Mossul zwischen 9.000 und 11.000 Zivilpersonen getötet worden waren. Ein Großteil des historischen Zentrums der irakischen Stadt wurde in Schutt und Asche gelegt. In einem ihrer letzten Gefechte sprengten die Militanten des Islamischen Staates die alte Große Al-Nuri-Moschee in Mossul, wo 2014 erstmals ihr „Kalifat“ ausgerufen wurde. Für das US-Militär, das den irakischen Streitkräften in Mossul Unterstützung vor Ort ermöglichte, war Mossul der erste nachhaltige Stadtfeldzug seit der Schlacht von Hue in Vietnam im Jahr 1968.

Krieg in Israel: Weniger Toleranz für zivile Opfer

Im Krieg zwischen Israel und Gaza ist die Toleranz für solche zivilen Opfer allerdings nicht annähernd so groß wie damals in Mossul. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden durch die Bombenangriffe bereits etwa 4.000 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet, eine Zahl, die weltweit Proteste und Forderungen nach einem Waffenstillstand auslöste.

Zu den unbestätigten Zahlen des Gesundheitsministeriums zählen 471 Palästinenserinnen und Palästinenser, die angeblich am 17. Oktober im Al-Ahli Arab Hospital getötet wurden. Die Explosion wurde nach Angaben der USA und unabhängiger Analysten durch eine Fehlzündung einer palästinensischen Rakete verursacht und verursachte deutlich geringere Opferzahlen.

„Wenn Israel tut, was es angeblich tun will – die Hamas stürzen und die militärischen Fähigkeiten der Hamas zerstören – dann sprechen wir von einem Mossul im gesamten Gazastreifen“, sagte Michael Horowitz, Geheimdienstchef der Risikomanagement-Beratungsfirma Le Beck laut Wall Street Journal. „Und es bedeutet wirklich große Verluste unter der Zivilbevölkerung und wirklich großen Schaden.“

Gaza und Mossul: „Gibt einen grundlegenden Unterschied“

„Obwohl der Irak eine sehr gespaltene Gesellschaft ist und die Kräfte, die nach Mossul kamen, keineswegs aus Mossul kamen, gibt es einen grundlegenden Unterschied“, sagte Patrick Osgood, ein unabhängiger Sicherheitsberater mit Sitz in Dubai, der sich intensiv mit dem Irak beschäftigt hat, dem Wall Street Journal. „Sie befreiten ihr eigenes Territorium. Das ist in Gaza nicht der Fall.“

„Städtische Kämpfe sind sehr langsam, langwierig und kostspielig. Es gibt keinen einfachen Weg, dies zu tun“, sagte Rob Lee, Senior Fellow am Foreign Policy Research Institute, dem Wall Street Journal. „Wenn man gegen einen Gegner antritt, der städtisches Gelände verteidigt, insbesondere gegen einen, der Zeit hatte, eine gute Verteidigung vorzubereiten, und der nicht schnell aufgeben wird, braucht es Zeit.“

Krieg in Israel: Politischer Druck für Waffenstillstand steigt

Zeit ist ein Gut, über das Israel wahrscheinlich nicht verfügen wird, da die weltweite Aufmerksamkeit für Gaza den politischen Druck für einen Waffenstillstand erhöht und die Einberufung von mehr als 300.000 Reservistinnen und Reservisten der Wirtschaft schadet. Das militärische Paradox besteht hier darin, dass Israel umso mehr Gewalt einsetzen müsste, je schneller es operieren müsse, was den zivilen Tribut und den Schaden an der Infrastruktur Gazas erhöhen würde, sagte Michael Knights, Experte am Washington Institute for Near East Policy, dem Wall Street Journal.

„Wenn jemand die Operation künstlich beschleunigt, wie wir es teilweise in Mossul getan haben, und sagt: ‚Schneller, schneller, mach es fertig‘, dann gehört zu deinen ‚Kampfbeschleunigern‘, die ganze Stadt dem Erdboden gleichzumachen“, sagt Knights. „Wenn ich die Israelis wäre, würde ich der internationalen Gemeinschaft sagen: ‚Gebt uns 180 Tage und wir schaffen es mit weniger Verlusten.‘ Wenn sie uns dazu zwingen, es innerhalb von 30 Tagen zu schaffen, liegt es an ihnen.‘“

Krieg in Israel: „Die Hamas wird in Gaza taktisch besiegt werden“

Im städtischen Kampf spielen die Ausbildung, Ausrüstung und Motivation der Truppen viel mehr als in anderen Umgebungen eine entscheidende Rolle. Trotz der anfänglichen Misserfolge Israels am 7. Oktober, als die Hamas israelische Grenzdörfer und -städte überrannte und etwa 1.400 Menschen, die meisten davon Zivilistinnen und Zivilisten, tötete, sind die israelischen Verteidigungskräfte ein viel leistungsfähigeres Militär.

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Joel Rayburn, ein ehemaliger strategischer Geheimdienstberater des US-Zentralkommandos, der von 2018 bis 2021 als US-Sondergesandter für Syrien fungierte, sagte dem Wall Street Journal, er habe kaum Zweifel daran, dass Israel in der Lage sein werde, seine Ziele in Gaza zu erreichen.

„Es ist eine ausgemachte Sache. Die Hamas wird in Gaza taktisch besiegt werden, sie kann Gaza nicht nachhaltig verteidigen“, sagt er. „Militärisch ist Gaza wie eine Insel. Eine wirksame Verteidigung des Gazastreifens kann es nicht geben, weil die Hamas keine Möglichkeit hat, sich selbst zu versorgen, und keinen rückwärtigen Bereich hat, um Operationen an der Front zu unterstützen.“

Israel hat bereits Erfahrungen im Gaza

Israel hat bereits Erfahrung mit zwei Landoperationen in Gaza in den Jahren 2008 bis 2009 und 2014, obwohl beide darauf abzielten, die Hamas abzuschrecken, anstatt sie vollständig auszurotten, was eine viel schwierigere Herausforderung darstellt. Im Jahr 2014 erlitt die israelische Elite-Brigade Golani schwere Verluste, als sie versuchte, das Viertel Shujaiya in Gaza-Stadt einzunehmen und konnte erst nach Luftangriffen und intensiven Artilleriefeuern vorrücken, die laut Wall Street Journal zahlreiche zivile Todesopfer forderten.

Die massiven geheimdienstlichen und militärischen Versäumnisse, die es der Hamas ermöglichten, die Anschläge vom 7. Oktober durchzuführen und den Ruf des israelischen Sicherheitsapparats schwer zu schädigen, erhöhen das Risiko eines drohenden Gaza-Kampfes noch mehr. (Sonja Thomaser)

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