Aktuelle Wählerbefragung

Erster Höhenflug: Wagenknecht legt Traumstart in Ost-Umfrage hin

  • Stefan Krieger
    VonStefan Krieger
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In Brandenburg könnte eine politische Zäsur bevorstehen: Wagenknechts neues Bündnis könnte die etablierten Parteien in Bedrängnis bringen.

Potsdam – In Brandenburg wird am 22. September 2024 ein neuer Landtag gewählt. Weniger als ein Jahr vor der Wahl zeichnet sich in einer aktuellen Umfrage eine kleine Überraschung ab: Großer Gewinner wäre laut einer Insa-Umfrage für die Bild das Bündnis Sahra Wagenknecht, das aus dem Stand elf Prozent erreichen könnte. Allerdings besteht eine solche Partei zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht.

Die frühere Bundestagsfraktionschefin Sahra Wagenknecht war im Oktober mit neun weiteren Abgeordneten aus der Linken ausgetreten und hat die Gründung einer eigenen Partei im Januar angekündigt. Nach eigener Darstellung will die Partei nächstes Jahr bei der Europawahl antreten und strebt dies auch bei den Landtagswahlen der drei ostdeutschen Länder Thüringen, Sachsen und Brandenburg an.

Sahra Wagenknecht vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) könnte bei Wahlen in Brandenburg für eine Überraschung sorgen.

AfD weiterhin stärkste Kraft in Brandenburg

Nach der Umfrage wäre die AfD weiterhin stärkste Kraft in Brandenburg. Laut der am 29. November veröffentlichten Erhebung käme die Partei derzeit auf 27 Prozent. Im Vergleich zur Vorgängerumfrage vom Juli würde das einen Verlust von einem Prozentpunkt bedeuten.

Auf dem zweiten Platz folgt die SPD von Ministerpräsident Dietmar Woidke mit 20 Prozent. Der Koalitionspartner CDU folgt mit 18 Prozent. Nach dem Bündnis Sahra Wagenknecht folgen die Grünen mit acht Prozent.

ParteiProzent
AfD27
SPD20
CDU18
BSW11
Grüne8
Linke6
FDP3
BVB/FW3
Sonstige4

Für die Umfrage in Brandenburg wurden 1000 Wahlberechtigte im Zeitraum zwischen dem 13. und 22. November befragt.

Aktuelle Umfrage in Brandenburg: Linke verliert

Zu den Wahlverlierern könnte die Linke gehören. Die ehemalige Partei von Wagenknecht käme nur noch auf sechs Prozent. In der Vorgängerumfrage vom Juli kam die Partei noch auf zehn Prozent. Mit drei Prozent droht der FDP ein erneutes Scheitern an der Fünfprozenthürde. Auch die Freien Wähler rutschen nach unten, von fünf Prozent im Juli auf nun drei Prozent.

Würde das Ergebnis der Umfrage dem tatsächlichen Wahlverhalten entsprechen, wäre aktuell in Brandenburg fast keine Regierungsbildung ohne Wagenknecht möglich. Eine Koalition mit der teils rechtsextremen AfD haben alle demokratischen Parteien kategorisch ausgeschlossen.

Das Meinungsforschungsinstitut INSA

Das „Institut für neue soziale Antworten“ (INSA-Consulere GmbH, kurz INSA) ist ein 2009 von Hermann Binkert gegründetes Markt- und Sozialforschungsinstitut mit Sitz in Erfurt. Binkert ist Mitglied der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, der Interessenvertretung der Unternehmer, Selbständigen und Freiberufler in der CDU/CSU. Kurzzeitig war er Mitglied des rechtskonservativen CDU-nahen Vereins Werteunion. Das Unternehmen erhebt neben Umfragen für Medien wie Bild und Focus auch politische Umfragen für die rechtskonservative Junge Freiheit, die Evangelische Nachrichtenagentur idea oder die katholische Tagespost.

Immer wieder weist Binkert darauf hin, wie unabhängig sein Institut sei. Gleichzeitig wird INSA dafür kritisiert, der AfD nahezustehen und sie zu beraten. INSA wird aus diesem Grund hin und wieder Datenmanipulation unterstellt. Belege für eine gezielte Manipulation gibt es allerdings bislang keine. 

Die gegenwärtige sogenannte Kenia-Koalition, bestehend aus SPD, CDU und Grünen, die seit 2019 unter Woidke an der Macht ist, würde momentan keine Mehrheit mehr erreichen. Eine potenzielle Vier-Parteien-Allianz aus SPD, CDU, Grünen und Linke könnte sich gegen eine Opposition aus AfD und Wagenknecht-Bündnis gegenüber sehen. Wagenknecht selbst hat die Beteiligung ihrer alten Partei, der Linken, an Regierungen, insbesondere die rot-roten Bündnisse im Osten, teils offen angeprangert, teils sogar aktiv bekämpft. (skr)

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