EU-Wahlen

AfD stellt Krah kalt: Brisante Dokumente legen Kreml-Pläne für Einflussnahme offen

  • VonKilian Beck
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Der AfD-Kandidat Maximilian Krah zieht sich vorerst aus dem EU-Wahlkampf zurück. Gegen den Listenzweiten Bystron verdichten sich derweil die Indizien.

Update vom 29. April, 7.13 Uhr: Nach der Festnahme eines Mitarbeiters des AfD-Politikers Maximilian Krah wegen mutmaßlicher Agententätigkeit für China rechnet Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) mit weiteren Spionagefällen. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir auch in den nächsten Monaten weitere Enttarnungen vornehmen werden“, sagte Buschmann am Sonntag (28. April) in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Deutschland sei längst „in den Fokus autoritärer Mächte“ geraten, die sich auch geheimdienstlicher Mittel bedienten.

Hatte wohl ein offenes Ohr für den Kreml: AfD-Spitzenpolitiker Maximilian Krah.

Update vom 28. April, 8.24 Uhr: Nach den Vorwürfen gegen Krah hat die AfD in Umfragen an Zustimmung verloren. Im „Europawahl-Trend“, den das Meinungsforschungsinstitut Insa für die BamS erhob, kam die Partei in dieser Woche auf 17 Prozent. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als in einer Insa-Umfrage für das Nachrichtenportal T-Online vor zwei Wochen.

AfD stellt Krah kalt: Dokumente legen Kreml-Pläne für Einflussnahme offen

Erstmeldung: Berlin – Die Parteispitze der in Teilen rechtsextremen AfD hat ihren Spitzenkandidaten Maximilian Krah wegen der Spionageaffäre um seinen Mitarbeiter Jian G. vorerst aus dem Wahlkampf für die Europawahl zurückgezogen. Wie die Deutsche Presse-Agentur meldet, seien bis zum 1. Mai keine Wahlkampfauftritte mehr geplant. Der Fachdienst table.media berichtete unter Berufung auf eine interne Sitzung der Bundestagsfraktion, die AfD hätte strategisch entschieden, Krah aus dem Rampenlicht zu nehmen, um die Aufmerksamkeit von der Spionageaffäre zu nehmen.

Auch Petr Bystron, Zweitplatzierter auf der Liste für den anstehenden Urnengang in der EU, steht unter Korruptionsverdacht. Neue Recherchen zeigen, dass das Problem ausländischer Einflussnahme aus Russland und China in weite Teile der Partei hineinreichen könnte.

Spionage- und Bestechungsaffäre: Vorermittlungen gegen AfD-Männer Krah und Bystron

Bei der Generalstaatsanwaltschaft Dresden laufen Vorermittlungen gegen Krah wegen des Verdachts auf Einflussnahme aus China und Russland. In einem solchen Verfahren prüft die Behörde, ob ein Anfangsverdacht besteht. Für weitere Ermittlungen müsste dann die Abgeordnetenimmunität aufgehoben werden. Krah wurde laut Spiegel und ZDF Ende 2023 von der US-Bundespolizei FBI verhört, die ihn verdächtigt haben soll, Geld aus kremlnahen Quellen erhalten zu haben. Sein Mitarbeiter G. wird der Spionage für China verdächtigt. Vor mehreren Jahren soll G. erfolglos versucht haben, sich beim Bundesnachrichtendienst und beim sächsischen Verfassungsschutz zu bewerben. Krah sagte, er habe sich in der Spionageaffäre „kein persönliches Fehlverhalten vorzuwerfen“ und auch „keine Zahlungen, geldwerten Leistungen oder sonstige Kompensationen bekommen“. Seinen Mitarbeiter G. entließ der AfD-Politiker.

Maximilian Krah ist AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl. Sein Mitarbeiter soll für China spioniert haben.

Im Zusammenhang mit dem anscheinend aus Russland gesteuerten „Voice of Europe“-Netzwerk hat die Generalstaatsanwaltschaft München Vorermittlungen gegen den EU-Wahllisten-Zweiten Petr Bystron aufgenommen. Bystron witterte gegenüber dem Spiegel eine „von der NATO betriebene Kampagne“ gegen ihn und die AfD. Der ehemalige Chef der bayerischen AfD stritt ebenfalls alle Vorwürfe ab. Inzwischen glaubt er aber auch abgehört worden zu sein.

AfD-„Manifest“ aus der Kreml-Spitze zeigt russische Einflussnahme über „Voice of Europe“ hinaus

Der Spiegel veröffentlichte am Freitag (26. April) Auszüge aus einem internen Dokument der russischen Präsidialverwaltung im Kreml. Diese weisen darauf hin, dass die russische Einflussnahme in Deutschland und Europa deutlich breiter angelegt sein könnte, als das „Voice of Europe“-Netzwerk oder die Kontakte einzelner Politiker. Ausgearbeitet wurde dieses „Manifest“ demnach ab Herbst 2022 unter der Federführung einer hochrangigen Kremlbeamtin, die laut Recherchen der Washington Post auch für Desinformationen in Europa zuständig sei. Der Spiegel bezieht sich dabei auf Informationen mehrerer internationaler Sicherheitsbehörden. Der Auftrag kam demnach von Sergej Kirijenko, dem Vizechef der Präsidialverwaltung, der als enger Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin auch die Desinformationskampagnen im Ausland verantworte.

Der Bundestagsabgeordnete und AfD-Politiker Petr Bystron steht im Verdacht Geld über ein russische Propagandanetzwerk erhalten zu haben.

„Niemand kann sich gegen geeintes Volk stellen“ – Rechtsradikale Rhetorik im Kreml-AfD-„Manifest“

Wortreich und voller autoritärer Rhetorik schildert der Kreml in dem „Manifest“, Deutschland werde aktuell von der „Partei der Feinde Deutschlands“ regiert. Die müsste durch die „Partei der Freunde Deutschlands“ abgelöst werden. Unzweifelhaft sei demnach, dass die AfD als Letztere betrachtet werde. Wie der Kreml sich den Weg der Partei an die Macht vorstellt, zitierte das Nachrichtenmagazin aus dem Schlusssatz: „Gemeinsam werden wir siegen. Nichts und niemand kann sich gegen ein geeintes Volk stellen.“ Der von vielen im intellektuell-rechtsradikalen Milieu der AfD verehrte Kronjurist des Nationalsozialismus, Carl Schmitt, und sein Verständnis von Volk und Diktator lassen grüßen. Einen handfesten Beleg, dass das Papier je seinen Weg zur AfD fand, gibt es allerdings nicht.

Kennt er das Kreml-Manifest? Keine Antwort von AfD-Thüringen-Chef Björn Höcke

Der Spiegel machte lediglich „zentrale Inhalte des Manifests“ in Reden von AfD-Größen aus, etwa beim rechtsextremen Thüringer Landeschef Björn Höcke. Der beantwortete demnach nicht, ob er das Dokument kenne und kommentierte die inhaltlichen Überschneidungen lediglich wie folgt: „Dasselbe ist nicht das Gleiche“.

Dann ist da noch Wladimir Sergijenko, der ehemalige Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Eugen Schmidt, der sich mit dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB über konkretes politisches Handeln der AfD ausgetauscht haben soll. Nun recherchierte das Magazin: Sergijenko habe zuvor zudem für Ulrich Oehme, bis 2021 für die AfD im Bundestag, gearbeitet. 2019 reiste Oehme mit Sergijenko zu Gesprächen mit Separatisten aus dem ukrainischen Donbass ins belarussische Minsk. Oehme bezeichnete dies als „Fraktionsdienstreise“.

Die AfD-Spitze im Wandel der Zeit: von Bernd Lucke bis Alice Weidel

Die AfD liegt in den Umfragen zur Bundestagswahl 2025 an zweiter Stelle.
Die AfD liegt in den Umfragen zur Bundestagswahl 2025 an zweiter Stelle. Anders als jahrelang üblich, gab es bei ihrem Bundesparteitag im Januar 2025 in Riesa kaum große Streitthemen. Auch die Mitglieder des AfD-Bundesvorstands verbreiteten Harmonie (von links nach rechts): Carsten Hütter, Alice Weidel, Tino Chrupalla, Peter Boehringer und Heiko Scholz. In Riesa beschloss die AfD ihr Wahlprogramm.  © Sebastian Kahnert/dpa
Auf dem Parteitag wurde Parteichefin Alice Weidel zur Kanzlerkandidatin gekürt.
Im Mittelpunkt des Parteitags stand Alice Weidel, die die AfD mit einer schrillen Rede auf den Wahlkampf einschwor. Vor allem mit ihrer rigorosen Wortwahl schien sie den Nerv der Partei zu treffen. So forderte sie Rückführungen im großen Stil: „Wenn es dann Remigration heißen soll, dann heißt es eben Remigration.“ Zuvor hatte sie diesen Begriff vermieden.  © Jens Schlüter/AFP
AfD-Bundesparteitag in Riesa
Tatsächlich ist nach Riesa rhetorisch kein Unterschied mehr zwischen Weidel und den Rechtsextremen auszumachen. Immer wieder gelang es ihr, die düstere AfD-Seele mit ihrer scharfen Wortwahl zu massieren. So prägte sie auch den irren Begriff ,,Windmühlen der Schande“.  © Sebastian Kahnert/dpa
AfD Parteitag 2013 in Berlin
Wie aber kam es zum Aufstieg der AfD? Los ging alles am 6. Februar 2013, als 18 Menschen im hessischen Oberursel (Taunus) die Partei „Alternative für Deutschland“ gründeten. Der erste AfD-Parteitag fand bereits am 14. April 2013 statt (im Bild). Bei der Bundestagswahl im selben Jahr erzielte die neue Partei aus dem rechten Spektrum auf Anhieb 4,7 Prozent – das beste Ergebnis, das eine neu gegründete Partei jemals bei ihrer ersten Bundestagswahl erzielen konnte.  © imago
Landesparteitag der AfD am 11. Januar 2014 in Gießen
Nahezu von Anfang begleiten Gegendemonstrationen die AfD-Veranstaltungen - wie hier der Landesparteitag am 11. Januar 2014 in Gießen. Der rechtspopulistischen Partei werden immer wieder Demokratie- und Europafeindlichkeit vorgeworfen. © imago stock&people
Dr. Konrad Adam, Journalist und Mitgebründer der Alternative für Deutschland (AfD)
Als einer der Gründungsväter der AfD gilt Konrad Adam. Der 1942 in Wuppertal geborene Journalist arbeitete für die Tageszeitungen FAZ und Welt. Zunächst war er Gründungsmitglied der eurokritischen Wahlalternative 2013 und wurde noch im selben Jahr einer von drei Bundessprechern der neu gegründeten AfD. Wie viele andere war Adam ursprünglich CDU-Mitglied, ehe er – vermutlich aus Enttäuschung über die als linksliberal wahrgenommene Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) – eine neue Heimat in der AfD fand. Zwei Jahre blieb Adam Bundessprecher, doch bereits im Dezember 2015 begann er, sich von der Partei zu distanzieren. 2020 kündigte er seinen Austritt aus der AfD an, der am 1. Januar 2021 in Kraft trat. © imago
Konrad Adam, Bernd Lucke und Alexander Gauland auf dem ersten Parteitag der AfD in Berlin.
Das bekannteste Gesicht der AfD-Gründungsphase gehört dem Mann mit erhobenen Armen: Bernd Lucke. Geboren 1962 in West-Berlin und aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen, studierte Lucke Volkswirtschaftslehre und wurde später in Hamburg Professor. Mit 14 Jahren trat Lucke in die CDU ein und verließ die Union 33 Jahre später, weil er mit der Eurorettungspolitik nicht einverstanden war. Der Euro und die EU wurden zu den zentralen Kritikpunkten, die Lucke in den folgenden Jahren bezogen auf die Bundespolitik äußerte. Ergebnis dieser Kritik war zunächst die eurokritische Wahlalternative 2013, aus der am 14. April 2013 die AfD hervorging. © imago
rof. Dr. Bernd Lucke im Wahlkampf für die AfD
Bereits im September 2013 engagierte sich Prof. Dr. Bernd Lucke im Wahlkampf für die AfD, wie hier auf einer Veranstaltung in Magdeburg. © IMAGO/Zoonar.com/Axel Kammerer
Bernd Lucke als Vorsitzender der AfD auf einem Parteitag
Auch Bernd Luckes Zeit in der AfD war nur eine kurze. 2014 ging er noch als Spitzenkandidat der „Alternative für Deutschland“ in den Wahlkampf für die anstehende Europawahl. Bis 2019 war Lucke im Anschluss Mitglied im Europäischen Parlament. Doch bereits 2015 deutete sich an, dass Lucke im internen Machtkampf in der AfD den Kürzeren ziehen könnte. Führende Köpfe der AfD wie Björn Höcke gerieten in Konflikt mit dem Vorsitzenden. Lucke ging und trat 2015 aus der AfD aus. Er gründete die nächste Partei: die Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA). © imago
Olaf Henkel GER Berlin 20150112 Alternative für Deutschland Prof Hans Olaf Henkel Veranstaltun
Anfang 2014 wurde die AfD-Mitgliedschaft von Professor Hans-Olaf Henkel bekannt. Einen Namen machte sich Henkel als erfolgreicher Manager bei IBM. Später wechselte er auf die Verbandsebene und wurde Präsident des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie). 2014 zog er für die AfD ins Europaparlament ein. Für ein Jahr war Henkel sogar stellvertretender Bundessprecher der „Alternative für Deutschland“. 2015 trat Hans-Olaf Henkel wieder aus der AfD aus. © imago
Hans-Olaf Henkel, hier mit Ehefrau Bettina und ihrer Zwillingsschwester Almut
Seinen Bruch mit der AfD begründete Hans-Olaf Henkel, hier mit Ehefrau Bettina und ihrer Zwillingsschwester Almut beim Bundespresseball 2019, mit dem Rechtsruck der Partei. Gegenüber dem WDR bezeichnete Henkel die AfD im Jahr 2015 als „eine Art NPD-light, vielleicht sogar identisch mit der NPD“. Sein Engagement bei der AfD sieht Henkel mittlerweile offenbar kritisch: „Wir haben ein Monster erschaffen.“ © VISTAPRESS / G. Chlebarov via www.imago-images.de
Deutschland Essen Grugahalle 4 Ausserordentlicher AfD Parteitag Bernd Lucke nach der Wahl von F
Auf Bernd Lucke folgte an der Parteispitze der AfD Frauke Petry. Die studierte Chemikerin wurde 1975 in Dresden geboren. 2013 war sie bereits neben Lucke eine der drei Parteisprecherinnen der AfD. Außerdem wurde sie im selben Jahr zur Vorsitzenden der AfD Sachsen gewählt.  © imago
Frauke Petry AfD
Im Juli 2015 schließlich kam es zum internen Machtkampf in der AfD, den Petry für sich entscheiden konnte. Doch schon zwei Jahre später war auch für sie wieder Schluss. Ende September 2017 trat sie aus der AfD aus und gründete wie Lucke ihre eigene kleine Partei: Petry nannte sie „Die blaue Partei“. © Michael Kappeler/dpa
Prof. Dr. Jörg Meuthen (M.), Bundessprecher der AfD, Deutschland, Berlin, Bundespressekonferenz, Thema: AfD - Zu den Bu
Ein ähnliches Schicksal wie Petry und Lucke ereilte auch Jörg Meuthen (Mitte). Der 1961 in Essen geborene studierte Volkswirt wurde 2015 zu einem der zwei Bundessprecher der AfD gewählt. 2019 gelang ihm der Sieg bei der Wahl zum ersten Bundesvorsitzenden der AfD. Doch schon 2021 erklärte Meuthen, nicht erneut für den Vorsitz kandidieren zu wollen. 2022 folgte dann der endgültige Austritt aus der Partei. Der ließ sich auf seine Niederlage im Machtkampf mit Björn Höcke und den rechtsextremen Kräften innerhalb der AfD zurückführen. © M. Popow/Imago
Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA)
Auftrieb erhielt die AfD auch durch ihre Nähe zur Pegida-Bewegung. Die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) demonstrierten ab 2014 in Dresden und später in weiteren Städten. Immer wieder schlossen sich AfD-Leute den Demonstrationen an, darunter 2018 in Chemnitz auch Björn Höcke. © Ralf Hirschberger/dpa
Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg
Auch Adel findet sich unter den Führungspersönlichkeiten der AfD: Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, war einst bei der FDP und gehörte 2013 zu den Gründungsmitgliedern der AfD. Sie war von Dezember 2019 bis Juni 2022 stellvertretende Bundessprecherin ihrer Partei. Seit Oktober 2017 ist sie eine der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion. © Moritz Frankenberg/dpa
Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein im Sitzungssaal des schleswig-holsteinischen Landesverfassungsgerichts.
Auch Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein wurde aus der AfD ausgeschlossen. Sayn-Wittgenstein soll für einen rechtsextremistischen Verein geworben haben, der auf der sogenannten Unvereinbarkeitsliste der AfD stand. Doch die 1954 geborene Rechtsanwältin wehrte sich erfolgreich gegen den Parteiausschluss, den ein Bundesschiedsgericht 2019 beschlossen hat. Im April 2021 urteilte das Landgericht Berlin, dass der Ausschluss aufgrund formaler Fehler unwirksam sei. Damit war sie wieder Parteimitglied. Im Februar 2024 zog der AfD-Bundesvorstand seine Berufung beim Berliner Kammergericht zurück, wodurch das Urteil rechtskräftig geworden ist.  © Marcus Brandt/dpa
Alexander Gauland, heute AfD-Mitglied, früher Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung
Ein Urgestein der AfD, das all die personellen Wechsel überstanden hat und immer noch da ist: Alexander Gauland. Geboren 1941 in Chemnitz, war Gauland vor seiner aktiven politischen Karriere Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ). CDU-Mitglied wurde der gelernte Jurist bereits 1973, ab 1987 übernahm er verschiedene politische Ämter, vor allem für die Union in Hessen. CDU-Mitglied blieb Gauland bis 2013, ehe er die AfD mitgründete. Im Jahr 2017 wurde Gauland Bundessprecher der AfD (bis 2019). Von 2017 bis 2021 war er neben Alice Weidel einer von zwei Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion. 2021 gab er dieses Amt wieder ab, blieb der Partei aber als Ehrenvorsitzender erhalten. © imago
AfD-Chefin Alice Weidel
Alice Weidels Aufstieg in der AfD begann mit ihrem Parteieintritt im Jahr 2013. Zwei Jahre später wurde sie bereits in den Bundesvorstand gewählt. 2017 ernannte sie die Partei zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl. Im selben Jahr wurde Weidel neben Alexander Gauland Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, die sie vier Jahre lang führte. © Sebastian Kahnert/dpa
Alice Weidel wohnt mit ihrer Partnerin Sarah Bossard
Alice Weidel wohnt mit ihrer Partnerin Sarah Bossard in einer eingetragenen Partnerschaft zusammen. Das Paar hat zwei Söhne. (Archivbild) © Michael Buholzer/dpa
Tino Chrupalla bei der AfD
Neben Alice Weidel machte in den vergangenen Jahren vor allem Tino Chrupalla bei der AfD von sich reden. Einst Mitglied der Jungen Union und nach eigenen Angaben langjähriger CDU-Wähler, trat Chrupalla 2015 in die AfD ein. 2017 zog er für die Rechtspopulisten in den Bundestag ein. Im selben Jahr wurde er zu einem von fünf stellvertretenden Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion gewählt. © imago
Tino Chrupalla neben Jörg Meuthen
Im Jahr 2019 wurde Tino Chrupalla neben Jörg Meuthen zum Bundesvorsitzenden der AfD.  © Julian Stratenschulte
Alice Weidel und Tino Chrupalla
In den Wahlkampf für die Bundestagswahl 2021 zog die AfD mit einer Doppelspitze, bestehend aus Alice Weidel und Tino Chrupalla. Beide stehen seitdem als Bundessprecherin und Bundessprecher an der Spitze der Partei.  © Kay Nietfeld/dpa
Björn Höcke war zwar nie Vorsitzender der AfD,
Björn Höcke war zwar nie Vorsitzender der AfD, gilt aber dennoch als einer der einflussreichsten Personen innerhalb der rechtspopulistischen Partei. Wie Chrupalla gibt auch er an, einst überzeugter Anhänger der CDU und Mitglied der Jungen Union gewesen zu sein. 2013 trat er der AfD bei. © Christoph Soeder/dpa
Björn Höcke den AfD-Landesverband
Ebenfalls 2013 gründete Björn Höcke den AfD-Landesverband in Thüringen. Kurze Zeit später kam es zum Streit mit dem damaligen Bundesvorstand der AfD, der 2017 sogar den Parteiausschluss Höckes beantragte. Den Machtkampf mit der alten Garde der AfD gewann aber Höcke. Er ist weiterhin Parteimitglied, während Widersacher wie Bernd Lucke, Frauke Petry oder Jörg Meuthen die Partei verlassen haben. © Sebastian Kahnert/dpa
André Poggenburg in Leipzig
Anders erging es da einem einstigen Verbündeten von Björn Höcke: André Poggenburg. Gemeinsam mit Höcke hatte der ehemalige Vorsitzende der AfD Sachsen-Anhalt 2015 ein Positionspapier des „AfD-Flügels“ verfasst und damit wie Höcke den Ärger der Parteiführung auf sich gezogen. 2019 plante der AfD-Bundesvorstand, Poggenburg für zwei Jahre von allen Parteiämtern auszuschließen. Dazu kam es nicht, denn Poggenburg trat kurz darauf aus der AfD aus und gründete in alter Tradition ehemaliger AfD-Politiker eine eigene Partei unter dem Namen „Aufbruch deutscher Patrioten – Mitteldeutschland“. Inzwischen ist er parteilos. © Sebastian Willnow/dpa
AfD-Parteitag Riesa - Proteste
Mit dem Aufstieg der AfD zur bundesweiten Größe und dem Einzug in zahlreiche Landesparlamente sowie den Deutschen Bundestag mehrte sich auch der Protest gegen die Rechtspopulisten. Der AfD-Bundesparteitag in Riesa im Januar 2025 wurde von zahlreichen Demonstrationen begleitet. © Daniel Wagner/dpa
AfD-Bundesparteitag in Riesa mit Alice Weidel
Die Proteste hielten die Delegierten auf dem AfD-Bundesparteitag aber nicht davon ab, Alice Weidel zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2025 zu ernennen. Die AfD stellt damit erstmals in ihrer Geschichte eine eigene Kanzlerkandidatin. © Sebastian Kahnert/dpa

„Voice of Europe“-Komplex: AfD-Mann Bystron glaubt an Abhöraktion

Im Verantwortungsbereich der Kreml-Beamtin, die auch für das „Manifest“ zuständig war, dürfte auch die mutmaßliche russische Einflussoperation um das „Voice of Europe“-Netzwerk liegen. Ende März veröffentlichte der tschechische Nachrichtendienst BIS Erkenntnisse einer internationalen Ermittlung gegen das Netzwerk. Seitdem kommen tröpfchenweise Indizien ans Licht, die den AfD-Listenzweiten Bystron scheinbar belasten: Ende April erfuhr der Spiegel aus westlichen Sicherheitskreisen, dass der AfD-Mann sich bei seinem Kontaktmann darüber beschwert habe, dass er einen Teil einer mutmaßlichen Bestechungssumme in 200-Euro-Scheinen bekommen habe. Die könne man nicht überall ausgeben. Bystron stritt gegenüber mehreren Medien alles ab. Inzwischen bestätigte er dem Spiegel allerdings auch, dass er vermute, heimlich gefilmt und abgehört worden zu sein.

Demnach soll es auch Videoaufnahmen geben, die zeigen, wie Bystron mutmaßliche Geldpakete erhielt. Die Zeit, ARD und die tschechische Zeitung Deník N berichteten Mitte April bereits über Tonaufnahmen, die im tschechischen Geheimdienstkontrollausschuss vorgespielt worden seien, auf denen Bystron „mit Geld raschelt“. Das habe er ebenfalls von einem Kontaktmann aus dem Netzwerk erhalten.

„Zu viele Zufälle“ – Wie lange trägt die AfD Krah und Bystron noch?

Krah machte nie einen Hehl aus seinem Wunsch eines engeren Verhältnisses zwischen Deutschland und der chinesischen Parteidiktatur. Inzwischen räumte er gegenüber dem Stern auch ein, dass Teile einer Reise in die Volksrepublik vom Staatskonzern Huawei finanziert worden seien. Das habe er auch ordnungsgemäß beim EU-Parlament gemeldet. Im Parlament stimmte Krah gegen mehrere Resolutionen, die sich gegen Menschenrechtsverletzungen in China richteten - teils als Einziger aus der rechtsradikalen ID-Gruppe.

Einigen seiner Parteifreunde würden das langsam „zu viele Zufälle“, zitierte table.media aus der Bundestagsfraktionssitzung. Doch der Partei mangele es an Alternativkandidaten, weshalb man aktuell noch an Krah festhalte. Der sagte nach seinem Treffen mit der Bundesparteispitze: „Ich bin und bleibe Spitzenkandidat“. Inzwischen lässt sich der AfD-Wahlvorschlag zur Europawahl auch nicht mehr ändern, selbst wenn die Partei das wollte. Am 9. Juni wird das EU-Parlament gewählt. (kb)

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