Treten bei der Hessen-Wahl für ihre Parteien an: Tarek Al-Wazir (Grüne, l.), Nancy Faeser (SPD) und Ministerpräsident Boris Rhein (CDU).
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Treten bei der Hessen-Wahl für ihre Parteien an: Tarek Al-Wazir (Grüne, l.), Nancy Faeser (SPD) und Ministerpräsident Boris Rhein (CDU).

Landtagswahl am 8. Oktober

Umfrage vor der Hessen-Wahl: CDU weiter deutlich vorn, AfD auf dem Vormarsch

  • Christian Stör
    VonChristian Stör
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Wenige Wochen vor der Hessen-Wahl baut die CDU ihren Vorsprung weiter aus. SPD und Grüne fallen zurück, die AfD kämpft um Platz zwei.

Wiesbaden - Die CDU bleibt in Hessen weiter auf Kurs. Dreieinhalb Wochen vor der Hessen-Wahl sieht eine weitere Umfrage die Partei von Ministerpräsident Boris Rhein klar vorn. In der Erhebung des Instituts Infratest dimap für den Hessischen Rundfunk erreichen die Christdemokraten 31 Prozent der Stimmen. Die SPD von Bundesinnenministerin und Spitzenkandidatin Nancy Faeser wird im „Hessentrend“ mit großem Rückstand bei 18 Prozent verortet.

Die derzeit mit der CDU regierenden Grünen von Vizeregierungschef und Landeswirtschaftsminister Tarek Al-Wazir werden gleichauf mit der AfD bei 17 Prozent gesehen. Die FDP muss mit fünf Prozent um den Wiedereinzug in den Wiesbadener Landtag zittern, während Die Linke mit drei Prozent ausscheiden würde. Auch die bisher nicht im Landesparlament vertretenen Freien Wähler kommen auf drei Prozent.

FraktionProzent
CDU31 (-1)
SPD18 (-2)
Grüne17 (-5)
AfD17 (+6)
FDP5 (+-0)
Linke3 (+-0)
Freie Wähler3
Sonstige6

AfD vor Hessen-Wahl auf Augenhöhe mit SPD und Grünen

Im Vergleich zu einer Infratest-Umfrage von März verliert die CDU damit einen Prozentpunkt. Die SPD rutscht um zwei Punkte ab, die Grünen verlieren fünf Punkte. Große Gewinnerin des „Hessentrends“ ist eindeutig die AfD, die sich gleich um sechs Punkte verbessern kann. FDP und Linke stagnieren dagegen.

Als künftigen Ministerpräsidenten wünschen sich 33 Prozent der Befragten Boris Rhein. Für Al-Wazir sprechen sich 21 Prozent aus, während Faeser mit 17 Prozent auf Platz drei folgt. Als Regierungsbündnisse sind damit rechnerisch eine Fortsetzung von Schwarz-Grün sowie eine Koalition zwischen CDU und SPD möglich. Eine Ampelkoalition zwischen SPD, Grünen und FDP wie auf Bundesebene hätte derweil keine Mehrheit. Gewählt wird in Hessen am 8. Oktober, zeitgleich mit Bayern.

Bundespolitik hat auch bei der Hessen-Wahl große Bedeutung

Der Umfrage zufolge hat für 45 Prozent der Befragten die Bundespolitik für die Entscheidung bei der Landtagswahl die größte Bedeutung. Schul- und Bildungspolitik war für ein Drittel der Befragten das wichtigste Thema, gefolgt von Zuwanderung (25 Prozent), Mobilität (18 Prozent) sowie Umwelt- und Klimaschutz (16 Prozent).

Zuletzt ergaben auch andere Umfragen für das Bundesland ein ähnliches Bild. Die CDU lag darin ebenfalls bei Werten um die 30 Prozent, während SPD und Grüne 20 Prozent und weniger erreichten. Dahinter reihte sich die AfD ein, die bei Werten von 15 bis 16 Prozent gesehen wurde. Die FDP lag jeweils knapp über der Fünfprozenthürde, die Linke darunter. (cs/dpa/afp)

Boris Rhein: Werdegang, Wahlen und Skandale des hessischen Ministerpräsidenten

Boris Rhein: Ministerpräsident in Hessen
Boris Rhein galt schon früh als Überflieger und Hoffnungsträger der hessischen CDU. Bereits im Alter von 27 Jahren wurde der Jurist erstmals in den hessischen Landtag gewählt. Mit 38 Jahren übernahm Rhein das Amt des hessischen Innenministers. Im Jahr 2014 wurde der zweifache Vater zum Wissenschaftsminister in die schwarz-grüne Landesregierung berufen. Seit Januar 2019 war er Präsident des hessischen Landtags - inzwischen führt er die schwarz-grüne Regierung an. © Frank Rumpenhorst/dpa
Boris Rhein: Ministerpräsident in Hessen und Volker Bouffier
Den Respekt, den sich Rhein in seiner Amtszeit als Landtagspräsident erarbeitet hat, galt als ein entscheidender Punkt für die Nachfolge von Volker Bouffier als hessischer Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzender. Dass Bouffier noch während der laufenden Legislaturperiode abtrat, hatte vor allem den Grund, seinem Nachfolger die Chance auf einen Amtsbonus zu geben. Als Vertrauter von Bouffier gilt Rhein nicht.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Die Frankfurter Goethe Universität
Rhein wurde als Sohn des früheren Frankfurter Schuldezernenten Peter Rhein geboren. Nach dem Abitur am Lessing-Gymnasium in Frankfurt im Jahr 1991 studierte er Rechtswissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Das Studium schloss er im Jahr 1997 mit dem Ersten Staatsexamen ab. Nach dem Zivildienst, den er als Betreuer in einem Wohnheim für Schwerbehinderte (Praunheimer Werkstätten) absolvierte, folgte im Jahr 2000 das zweite Staatsexamen. Danach war er bis zu seiner Berufung zum Minister als Rechtsanwalt tätig. © Heike Lyding/Imago
Michel Friedmann
1996 sorgte Rhein als Vertreter der Jungen Union Frankfurt mit einem verbalen Angriff gegen seinen Parteikollegen Michel Friedman für Wirbel. Anlass war die scharfe Kritik des damaligen CDU-Vorstandsmitglieds am rechten Flügel der hessischen CDU. Friedman sei eine „Belastung für die Frankfurter CDU“, sagte Rhein, der Friedman indirekt zum Parteiaustritt und zum Verlassen der Stadt Frankfurt aufforderte. SPD und Grüne missbilligten die Aussage als „skandalöse Entgleisung“. © Thomas Koehler/Imago
Rockergruppe "Hells Angels"
Im Jahr 2011 wurden Vorwürfe gegen Rhein laut, er habe Kontakte zu der Rockergruppe Hells Angels. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte über ein Telefonat berichtet, bei dem ein Mitglied der Rockergruppe Rheins Hilfe bei Auseinandersetzungen um die Straßenprostitution im Frankfurter Bahnhofsviertel gelobt habe. Rhein wies die Vorwürfe weit von sich. „Ich habe weder Kontakte zu den Hells Angels, noch unterstütze ich diese Gruppierung oder treffe Absprachen mit ihnen“, sagte er damals. Im September 2011 erließ er ein Verbot gegen zwei Hells-Angels-Vereine. © Fredrik von Erichsen/dpa
Peter feldmann
Nur wenige Monate später musste Boris Rhein den ersten großen Rückschlag seiner politischen Karriere verkraften. Dass sein Weg nicht fortwährend steil nach oben führte, lag ausgerechnet an den Wahlberechtigten in seiner Heimatstadt. Bei der Wahl um den Frankfurter Oberbürgermeisterposten erreichte Rhein im ersten Wahlgang zwar das beste Ergebnis, musste sich dann aber in der Stichwahl am 25. März 2012 deutlich seinem SPD-Kontrahenten Peter Feldmann geschlagen geben.  © Andreas Arnold/dpa
Fußballfans Frankfurt
Die Wahlniederlage könnte auch mit den Frankfurter Fußballfans zu tun haben. Selten hatten sich wohl so viele von ihnen an einer politischen Wahl beteiligt wie an jener um das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters. Und warum? Um zu verhindern, dass Rhein neues Stadtoberhaupt wurde. Ihre Abneigung machten sie auch auf dem Platz deutlich. „Ob SGE, ob FSV, Boris Rhein will keine Sau“, hieß es da gerne. Und auf Flugblättern der Ultras war zu lesen: „Rhein raus – häng deine Nase ned in Dinge, von denen du keine Ahnung hast!“ Zuvor hatte Rhein „eine härtere Gangart gegen gewaltbereite Problemfans“ angekündigt.  © Imago
Frankfurter Opernplatz
In den Jahren danach präsentierte sich Boris Rhein ohnehin gerne als Vertreter von Recht und Ordnung. Als Innenminister forderte er eine Verschärfung des Strafgesetzbuches, um Gewalttaten gegen die Polizei besonders zu ahnden. „Die Beamten, die täglich ihre Gesundheit für das Allgemeinwohl aufs Spiel setzen, brauchen mehr Schutz“, sagte er 2013. „Die zunehmende Eskalation der Gewalt muss für die Täter besondere Konsequenzen nach sich ziehen.“ Rhein fasste seine Vorstellungen unter dem Stichwort „Schutzparagraf für Schutzleute“ zusammen. © Frank Rumpenhorst/dpa
Blockupy-Proteste in Frankfurt am Main
Für großes Entsetzen sorgten die Vorfälle vom 1. Juni 2013, als die Polizei in Frankfurt massiv gegen eine genehmigte Demonstration der Blockupy-Bewegung vorging. Als damaliger Innenminister verteidigte Rhein die Entscheidung, einen Kessel um rund 1000 Menschen zu ziehen. Dies sei „nachvollziehbar, richtig und vom Gesetz gedeckt“. Schließlich habe es massive Verstöße gegen das Versammlungsrecht gegeben. Im Grundrechte-Report 2013 hingegen war von einem „verfassungsrechtlichen Skandal“ die Rede.  © Boris Roessler/dpa
Ehemaliges Poilzeigefängnis Klapperfeld
Hohn und Spott erntete Boris Rhein im Oktober 2017, als er einmal am späten Abend mit einer Gruppe von teils offenbar angetrunkenen Begleitern mal eben Einlass ins „Klapperfeld“ in Frankfurt verlangt hatte - das alternative Kulturzentrum werde schließlich mit Steuergeld unterstützt. Diejenigen, die im Haus waren, verwiesen auf das Hausrecht der Initiative „Faites votre jeu!“ und die regulären Öffnungszeiten – aus der Besichtigung wurde nichts. Im Netz wurde darüber unter dem Hashtag #Rheinwillrein gelacht.  © Imago

Hinweis: Das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap befragte zwischen dem 5. und 9. September 2023 insgesamt 1.170 Wahlberechtigte für den „Hessentrend“.

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