Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Verluste in ungeahnten Höhen – Russland und Ukraine überbieten sich mit Schreckens-Zahlen
VonFlorian Naumann
schließen
Wie blutig ist der Ukraine-Krieg wirklich? Beide Parteien nennen enormen Zahlen – das einzelne Menschenleben gerät längst aus dem Blick.
Moskau/Kiew – Der Ukraine-Krieg hat sich vielerorts längst in einen so blutigen wie zähen Stellungskrieg verwandelt – das bedeutet aber offenbar nicht, dass Sterben und Zerstörung im russischen Angriff auf das Nachbarland nachlassen. Sowohl Russland als auch die Ukraine haben sich jüngst mit erschreckenden Zahlen zu den Verlusten im Krieg überboten.
Das gilt jeweils nur mit Blick auf den Kontrahenten. Mit Daten zu eigener Ausrüstung sowie Toten und Verletzten halten sich Kiew und Moskau schon seit Beginn des Überfalls zurück. Unabhängig verifizierte Zahlen gibt es ohnehin kaum. Dafür verdeutlichen auch ausländische Hochrechnungen den Schrecken des Kriegs – bei denen das einzelne Menschenleben leicht aus dem Blick gerät.
Täglich Verlustmeldungen aus der Ukraine: Makabere Schlaglichter auf einen blutigen Krieg
Zuletzt hat Russland die Luftschläge auf die Ukraine intensiviert – Fachleute erwarten ein schwieriges Jahr für Kiew. Aus Moskau gab es indes am Dienstag (2. Januar) einmal mehr genauere Zahlen. Allerdings nicht zu getöteten Zivilisten im Nachbarland, sondern zu den mutmaßlichen Auswirkungen der Kämpfe in der ostukrainischen Oblast Donezk.
Man habe in der Region zuletzt einen Angriff zurückgeschlagen, hieß es. Bis zu 300 Soldaten, drei Panzer und fünf Haubitzen habe die Ukraine alleine dabei verloren, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau laut einem Bericht der Staatsagentur Tass. Zugleich seien mehrere Munitionslager „ausgelöscht“ worden. Das ist allerdings bestenfalls ein weiteres makaberes Schlaglicht auf das Geschehen.
Verluste im Ukraine-Krieg: London rechnet eine „halbe Million“ Tote für Russland bis Ende 2024 hoch
Die Ukraine hatte an Silvester eine Gesamtbilanz über Russlands Verluste veröffentlicht. Laut einem Facebook-Post des Generalstabs in Kiew „verlor“ Russland genau 359.230 Soldaten seit Beginn der Invasion im Februar 2022. Gemeint sind in diesen Fällen sowohl getötete als auch kampfunfähige Menschen aus Reihen des Militärs. Fraglich scheint, ob sich tatsächlich dermaßen genau Zahlen erheben lassen.
Aus dem Abgleich mit den vor Monatsfrist veröffentlichten Zahlen ergeben sich aber Verluste von gut 29.000 Soldaten. Damit läge der Blutzoll im Dezember rein rechnerisch weit über dem Durchschnitt der 21 Monate währenden Kämpfe. Womöglich war aber schon der November für Russland einer der blutigsten Monate im bisherigen Kriegsverlauf. Und auch eine Jahresbilanz lässt sich indirekt errechnen: 253.290 „Verluste“ seien 2023 hinzugekommen, schenkt man den ukrainischen Zahlen Glauben, schrieb das Portal Newsweek; umgerechnet wären das knapp 694 pro Tag.
Das britische Verteidigungsministerium zeigte sich zurückhaltender: Es schätzte jüngst für das Jahr 2023 Verluste von etwa 300 Soldaten täglich – sollten sich die blutigen Schlachten in diesem Maße im Jahr 2024 fortsetzen, werde Russland bis 2025 „mehr als eine halbe Million“ Militärangehörige verloren haben. Schon im November hatte London enorme Zahlen genannt.
Awdijiwka ein aktueller Brennpunkt im Ukraine-Krieg: „Tausende, tausende“ Verluste für Russland?
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach unterdessen zuletzt von „tausenden, tausenden“ getöteten russischen Soldaten alleine im Kampf um die Stadt Awdijiwka. „Es hat sie noch nicht einmal jemand geborgen“, erklärte er dem Magazin Economist in einem am Montag (1. Januar) veröffentlichten Interview.
Bilder des Ukraine-Kriegs: Großes Grauen und kleine Momente des Glücks
Auch einen rapiden Schwund an russischem Kriegsmaterial vermeldete Kiew. Mehr als 400 Panzer und 533 Artillerie-Systeme sollen im Dezember zerstört worden sein. Forbes berichtete zuletzt unter Berufung auf Militärblogger, Russland habe alleine bei der Stadt Awdijiwka bislang 143 Panzer und 228 gepanzerte Kampffahrzeuge verloren. „Nein, Russlands Ressourcen sind nicht unbegrenzt“, urteilte der magazineigene Militärexperte David Axe.
Panzer im Ukraine-Krieg: Verteidigungsministerium bejubelt 1.500 „neue und modernisierte“ Exemplare
Aus Russland kamen am Dienstag aber auch – ebenfalls nicht verifizierbare – Jubelmeldungen. Laut einer Aufstellung des Verteidigungsministeriums hat Wladimir Putins Armee im Jahr 2023 „1.500 neue und modernisierte Panzer“ in Betrieb genommen. Darunter befinde sich aus das neue Modell „T-90M“ – es handelt sich um das modernste Gefährt in Russlands Panzerarsenal.
Allerdings gibt es auch immer wieder Berichte, denen zufolge Russland teils eher museumsreifes Material in den Einsatz in der Ukraine entsendet. Eine Aufschlüsselung über die Anteile verschiedener Modelle an „neuen und modernisierten“ Panzern kursierte zunächst nicht öffentlich. (fn)