Tarifvertrag

Kommt ein Streik in Hessen? Tarifkonflikt zwischen Bahn und Lokführer-Gewerkschaft

  • Sebastian Richter
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In Berlin verhandeln die Deutsche Bahn und die Lokführer-Gewerkschaft GDL einen neuen Tarifvertrag. Sollten die Parteien sich nicht einigen, ist ein Streik auch in Hessen wahrscheinlich.

Berlin/Frankfurt – Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Gewerkschaft Deutscher Lokführer geht in die heiße Phase. Am Donnerstag (9. November) verhandeln beide Parteien in Berlin über einen neuen Tarifvertrag. Die Stimmung ist bereits jetzt angeheizt: GDL-Chef Claus Weselsky deutete in Interviews der letzten Wochen bereits an, die Lokführer möglicherweise zu einem schnellen Warnstreik aufzurufen oder eine Urabstimmung zu einem unbefristeten Streik einzuleiten.

Sollte es zu einem Streik kommen, müssen sich auch die Fahrgäste der Bahn in Hessen auf Ausfälle im Bahnverkehr einstellen. Auch einen Streik über die Weihnachtsfeiertage schließt Weselsky nicht aus, wie er in Interviews andeutete. Gleichzeitig positioniert sich der GDL-Chef am Donnerstagmorgen vor den Verhandlungen kompromissbereit: „Wir werden sehen, was am ersten Verhandlungstag kommt“

Scheitern die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokführer und der Deutschen Bahn, könnte die Gewerkschaft mit Streiks reagieren. In Hessen würde das bedeuten, dass zahlreiche Züge nicht fahren. (Symbolbild Hauptbahnhof Frankfurt)

Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten – Einigen sich DB und GDL?

Einen möglichen Streik machte Weselsky vom Verhalten der Arbeitgeberseite abhängig: „Damit es zum Streik kommt, muss die Arbeitgeberseite entweder gar kein Angebot machen oder ein schlechtes Angebot“, sagte Weselsky kurz vor der Verhandlung.

Die DB möchte schnell eine Einigung finden. Personalvorstand Martin Seiler in einer Pressemitteilung von Donnerstagmorgen: „Wir setzen weiter auf Kooperation statt Konfrontation“. Um das zu verdeutlichen, geht die Arbeitgeberseite mit einem konkreten Angebot in die Verhandlungen. Das beinhaltet eine Entgelterhöhung von 11 Prozent mit einer Laufzeit von 32 Monaten, was dem Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes des Bundes entspreche. Außerdem werden den Angestellten eine steuer- und abgabefreie Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro in Aussicht gestellt. „Mit einem derartigen Angebot gleich in der ersten Runde sind wir einen großen Schritt auf die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer zugegangen“, so Seiler.

Bahnstreik in Hessen? Gewerkschaft fordert kürzere Arbeitszeiten – Bahn bietet aber mehr Geld

Bei der Gewerkschaft könnte das Angebot allerdings auf taube Ohren stoßen. Weselsky betonte vor der Verhandlung noch, dass besonders die Frage der Arbeitszeit für die Gewerkschaft besonders wichtig sei. Konkret fordert die GDL, die Arbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich von 38 auf 35 Wochenstunden zu verkürzen. Ohne einen Kompromiss in dieser Frage gebe es keine Chance auf eine Einigung. „Wenn die eine Seite ablehnt, über die Arbeitszeitabsenkung zu reden, wird sichtbar, dass man auf dem Verhandlungsweg nicht zusammenkommt“, so Weselsky. Gibt es keine Lösung über den Verhandlungsweg, dann wird die Gewerkschaft einen ein Arbeitskampf mit Streikmitteln.

Eine Arbeitszeitverkürzung lehnt die Bahn allerdings als „nicht machbar“ ab. „Die DB müsste allein 10 Prozent mehr Mitarbeitende einstellen, um diese Lücken zu schließen“, hieß es am Donnerstag. „Und das bei einem historisch engen Arbeitsmarkt.“

Mit Sicht auf die Weihnachtsfeiertage in rund sechs Wochen bleibt in Hessen ein Streik also nicht ausgeschlossen. Erst in den Sommerferien stand in Hessen ein Streik im Bahnverkehr im Raum, damals verhandelte die Deutsche Bahn mit der Gewerkschaft EVG. Ein Streik konnte durch eine Schlichtung im letzten Moment verhindert werden. (spr)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Markus Mainka

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