Ab 1. April
Legalisierung kommt: Cannabis-Clubs zählen täglich neue Mitglieder
Nach der positiven Entscheidung im Bundesrat steht der Legalisierung von Cannabis nichts mehr im Weg. Wie bereiten sich Cannabis-Vereine vor?
Fulda - Zum 1. April wird der Besitz und Anbau von Cannabis für Volljährige mit zahlreichen Vorgaben für den Eigenkonsum erlaubt sein. Trotz vieler Kritikpunkte gab es in der Länderkammer keine Mehrheit dafür, das Gesetz in den Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag zu schicken und es so vorerst auszubremsen. Das Gesetz muss noch amtlich verkündet werden, wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier es unterzeichnet hat.
Cannabis-Legalisierung: Vereine zählen täglich neue Mitglieder
In Fulda stehen bereits einige nicht-kommerzielle Anbauvereinigungen in den Startlöchern. Die „Broccoli Buddies“ beispielsweise sind bereits seit August beim hiesigen Amtsgericht eingetragen und waren einer der ersten Cannabis Social Clubs (CSC) in Fulda, berichtet die Vorsitzende Elena Fischer aus Schlitz im Gespräch mit fuldaerzeitung.de. Wie viele Cannabis-Clubs es im Raum Fulda genau gibt, lässt sich aus dem Vereinsregister nicht genau entnehmen. Fischer geht aktuell von 10 bis 15 Vereinen aus.
Ebenso wie die Zahl der Anbauvereine, steigt auch die Zahl ihrer Mitglieder. Den „Broccoli Buddies“, deren Name aus der farblichen Ähnlichkeit der Hanf-Pflanzen zu dem Gemüse resultiert, gehören inzwischen rund 350 Mitglieder an. 90 weitere Interessenten haben sich Fischer zufolge auf der Internetseite registriert. Bis zu 500 Mitglieder darf ein CSC laut Cannabisgesetz aufnehmen, das Mindestalter beträgt 18 Jahre.
Mitglieder dürfen nur in einem Club registriert sein – wie genau dies behördlich kontrolliert werden soll, sei bislang unklar. Die „Broccoli Buddies“ haben sich jedoch dazu entschlossen, nur Erwachsene ab 21 Jahren aufzunehmen. Überhaupt seien die meisten Clubmitglieder „anders als politisch diskutiert wird“, zwischen 40 und 50 Jahren alt. Viele wollten die Droge hauptsächlich zur Entspannung und Behandlung von Schmerzen und Schlafproblemen konsumieren, erklärt Fischer.
Neumitglieder zahlen eine einmalige Aufnahmegebühr von 40 Euro. Hinzu kommt ein Mitgliedsbeitrag von monatlich 10 oder jährlich 100 Euro, Schwerbehinderte, Rentner, Studenten und Auszubildende gelten als ermäßigt. Aufklärungsarbeit wolle der CSC altersunabhängig für alle seine Mitglieder leisten. „Sollten Menschen in unserer Community darüber hinaus Schwierigkeiten im Umgang mit Drogen entwickeln, wollen wir Beratungsgespräche anbieten. Zwei Gründungsmitglieder wollen sich hierzu fortbilden lassen“, berichtet Fischer.
Auch was den Anbau der Hanf-Pflanzen betrifft, hat sich der Verein bereits Gedanken gemacht: Eine circa 300 Quadratmeter große Halle, in der 300 bis 400 Pflanzen Platz finden sollen, sei so gut wie angemietet, das notwendige Zubehör bereits bestellt. „Wir wollen mit dem Anbau beginnen, sobald es möglich ist“, sagt die Vorsitzende. Die lizensierten Vereine sollen ab Juli mit dem Cannabis-Anbau beginnen dürfen. Bis zur ersten Ernte dauert es Fischer zufolge zwei bis drei weitere Monate.
Zurzeit sind die „Broccoli Buddies“ auf der Suche nach einer zentralen Abgabestelle in Fulda. Das Gesetz sieht dafür einen Mindestabstand von 200 Metern zu Schulen sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen vor. „So einen Ort im Stadtgebiet zu finden, ist schwierig“, sagt Fischer.
In der Abgabestelle darf der Club das Cannabis nicht frei verkaufen, sondern lediglich an seine Mitglieder verteilen. Pro Person dürfen monatlich bis zu 50 Gramm Cannabis abgegeben werden – für 18- bis 21-Jährige sind höchstens 30 Gramm mit maximal zehn Prozent Tetrahydrocannabinol (THC), dem berauschenden Wirkstoff der Pflanze, erlaubt.
Das „Pendant zum täglichen Glas Wein am Abend” würde Fischer zufolge einen monatlichen Bedarf von etwa 15 Gramm bedeuten. Die maximal zulässige Abgabemenge von 50 Gramm im Monat sei in ihrem Umfeld hingegen kaum gefragt und resultiere vielmehr aus der politischen Motivation, Menschen mit höherem Bedarf vom Schwarzmarkt fernhalten zu wollen.
Willi Kappes, Vorsitzender des „High Green Palace“ Cannabis Social Clubs Fulda, schätzt, dass er frühestens zum Jahresende Cannabis an seine Mitglieder abgeben kann. „Wir wollen eng mit den örtlichen Ämtern zusammenarbeiten, um den Betrieb ab dem 1. Juli sicherzustellen. Dann müssen wir aber zuerst eine Anbaulizenz beantragen, für die die Behörden eine Bearbeitungszeit von bis zu drei Monaten eingeräumt haben“, schildert der Neuhofer. Erst danach könne man mit der Produktion beginnen, für die der Club bereits eine 700 Quadratmeter große Halle angemietet habe. Wie viele Pflanzen dort angebaut werden sollen, hinge vom Bedarf der Mitglieder ab und stehe noch nicht fest.
Der „High Green Palace“ CSC Fulda ist Teil eines gleichnamigen Dachverbands, dem deutschlandweit 17 weitere Clubs angehören. „Aktuell haben wir am Standort Fulda rund 200 Mitglieder, täglich gehen weitere Beitrittsanträge ein“, berichtet Kappes. Anders als bei den „Broccoli Buddies“ zahlen die Mitglieder Pauschalbeiträge, die sich nach ihrer monatlichen Konsummenge richten. Dem Club beitreten können Erwachsene ab 18 Jahren.
Wie bereiten sich Cannabis-Clubs auf die Legalisierung vor?
Clubmitglieder unter 21 Jahren sind Kappes zufolge bislang in der Minderheit. „Wir haben nur ein Mitglied, das 18 Jahre alt ist. Die meisten sind mindestens 30 Jahre alt. Alle haben bereits Erfahrung im Umgang mit Cannabis.“ Er sagt auch: „Die jungen Leute sollen die Finger von Cannabis lassen, weil es sich nachteilig auf das sich entwickelnde Gehirn auswirken kann.“
Dass der Club dennoch Mitglieder ab 18 Jahren aufnimmt, begründet Kappes so: „Gerade Jugendliche rauchen oft verunreinigtes, illegales Zeug mit unbestimmtem THC-Gehalt von der Straße und werden abhängig. Wir halten es für besser, ihnen eine andere Art des Konsums aufzuzeigen.“
Im Rahmen seiner Präventionsarbeit wolle der „High Green Palace“ deshalb Workshops anbieten und insbesondere an Schulen über die Gefahren des Cannabis-Konsums für Jugendliche in der Entwicklungsphase aufklären. Für seine Mitglieder stelle der Club überdies eine „von Experten geführte“ Präventionsstelle zur Verfügung. Wie die Abgabe und der Anbau von Cannabis nun geplant ist, hält er für richtig. „Die bisherige Drogenpolitik hat versagt. Wir finden gut, dass Cannabis nun legalisiert wird, um den Schwarzmarkt einzudämmen.“ (von Sophie Brosch; mit dpa-Material)
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