Wer in Deutschland Immobilien besitzt, genießt einige Steuervorteile. Doch nicht alle profitieren gleichermaßen.

Reiche Vermieter und große Immobilienunternehmen profitieren von Lücken im deutschen Steuerrecht. Darauf weist die Nichtregierungsorganisation „Netzwerk Steuergerechtigkeit“ in ihrem neuen Jahrbuch hin.

Unter anderem sind Gewinne durch steigende Immobilienpreise steuerfrei, wenn privat gehaltene Wohnungen nach zehn Jahren oder später weiterverkauft werden. Durch solche Steuertricks sparen Immobilienmilliardäre bis zu 20 Prozent Steuern und Sozialabgaben. Gleichzeitig verliert Deutschland jährlich rund zehn Milliarden Euro.

Was unternimmt die Regierung dagegen? Und wie profitieren junge, nicht vermögende Menschen vom deutschen Steuersystem?

Finanzministerium sieht „keine Lücken im Steuerrecht“

Deutschland verfüge über ein „wettbewerbsfähiges und faires Steuersystem“, das „in sich abgeschlossen und nicht lückenhaft“ sei, teilt das Finanzministerium BuzzFeed News Deutschland, einem Portal von IPPEN.MEDIA, mit. Die Steuervorteile bei Immobilien stellten „keine Lücken im Steuerrecht dar, sondern verfolgen legitime Ziele“.

Zu den steuerfreien Immobilienverkäufen nach zehn Jahren teilt ein Sprecher BuzzFeed News Deutschland mit, dass sich der deutsche Gesetzgeber grundsätzlich dazu entschieden habe, private Veräußerungserlöse von der Besteuerung auszunehmen. „Hiervon profitieren auch junge Leute, wenn sie eine Immobilie anschaffen, später veräußern und damit Gewinn erzielen.“

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Steuervorteil „für Immobilienunternehmen und Investoren deutlich größer“

Verena Örenbas, Bundesgeschäftsführerin des Verbands Wohneigentum, sieht das ein wenig anders und sieht in der Aussage des Finanzministeriums, das deutsche Steuerrecht habe keine Lücken, „eine gewisse Realitätsferne“. Ja, in der Theorie hätten junge Menschen die gleichen Vorteile, wenn sie Immobilien kaufen. Doch die Möglichkeit, Immobilien zu erwerben, sei stark von den vorhandenen finanziellen Ressourcen abhängig.

„Angesichts hoher Immobilienpreise, erhöhter Anforderungen an das Eigenkapital und einer wachsenden Schere zwischen Einkommen und Lebenshaltungskosten, ist es für viele junge Menschen zunehmend schwierig, in den Immobilienmarkt einzutreten. Dies betrifft sowohl den Erwerb von Eigentum zur Selbstnutzung als auch als Investition“, sagt Örenbas BuzzFeed News Deutschland.

Außerdem hätten sie im Gegensatz zu Immobilienmilliardären nicht die Mittel, umfangreiche Portfolios aufzubauen und mit ihrem Immobilienbesitz strategisch finanzielle Vorteile zu erzielen. „Während Selbstnutzer sicherlich von steuerlichen Erleichterungen profitieren können, ist der relative Vorteil für große Immobilienunternehmen und Investoren deutlich größer“, sagt Örenbas.

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Verband für Wohneigentum will „Förderung des Immobilienerwerbs für selbstnutzende Eigentümer“

„Wer Immobilienmilliardärinnen gerecht besteuert, kann den Erwerb von Wohneigentum und den Bau von Sozialwohnungen fördern“, heißt es im Jahrbuch Steuergerechtigkeit. Örenbas sieht das ähnlich und findet es wichtig, „die Ausnutzung steuerlicher Regelungen durch Großinvestoren und Immobilienunternehmen zu begrenzen“.

Um sicherzustellen, dass alle Bevölkerungsgruppen, insbesondere junge Menschen, fair von den bestehenden Regelungen profitieren können, müsse die Politik „wieder verstärkt zu einer Förderung des Immobilienerwerbs für selbstnutzende Eigentümer“ kommen.

Unter anderem durch die Reduktion der Kaufnebenkosten, aber auch durch günstigere Kredite, Zuschüsse und steuerliche Anreize, könnte der Zugang zum Immobilienmarkt für junge Menschen und Erstbesitzer verbessert werden, schlägt sie vor. „Zudem sollte die Grunderwerbssteuer insbesondere für den ersten Erwerb einer selbstgenutzten Immobilie entfallen“, fordert sie.

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