C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS)
Komet rast Richtung Erde – er könnte für eine Überraschung sorgen
VonTanja Bannerschließen
Ein Komet aus der Oortschen Wolke nähert sich der Sonne. Doch wird seine Helligkeit ausreichen, um mit bloßem Auge sichtbar zu sein?
München – In den vergangenen Jahren waren einige Kometen am Himmel zu sehen – doch ein Komet, der derzeit auf die Erde zurast, könnte sie in den Schatten stellen: Der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) wurde nach seinen Entdeckern, der Sternwarte am purpurnen Berg in China (Tsuchinshan) und dem ATLAS-Teleskop in Südafrika, benannt. Seine Entdeckung fand am 9. Januar 2023 statt und seitdem sind die Erwartungen der Fachwelt hoch.
| Name: | C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) |
|---|---|
| Typ: | langperiodischer Komet |
| Entdeckung: | 9. Januar 2023 |
| Geschwindigkeit: | 56.000 km/h |
| größte Annäherung an die Sonne (Perihel): | 28. September 2024 |
| geringster Abstand zur Sonne: | 58 Millionen Kilometer |
| größte Annäherung an die Erde: | 13. Oktober 2024 |
| geringster Abstand zur Erde: | 70,5 Millionen Kilometer |
| Quelle: Minor Planet Center der IAU |
Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) nähert sich der Sonne und der Erde
Aktuell ist der Komet auf seinem langen Weg aus den entferntesten Teilen des Sonnensystems in Richtung Sonne. Bei seiner Entdeckung befand er sich noch weit jenseits des Jupiter-Orbits, etwa eine Milliarde Kilometer von der Sonne entfernt. Nun hat er sich zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter positioniert und wird am 28. September den sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn, das Perihel, erreichen. Zu diesem Zeitpunkt wird er nur noch 58 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt sein, eine Entfernung vergleichbar mit der des sonnennächsten Planeten Merkur und unserem Zentralstern.
C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS 2024 may 9 20.00 UT 990/150/150/150sec 14"/4.2 QHY600 Michael Jäger pic.twitter.com/A8tBqUnX7g
— Michael Jäger (@Komet123Jager) May 10, 2024
Rund zwei Wochen später, am 13. Oktober, wird der Komet seinen erdnächsten Punkt, das Perigäum, erreichen und nur noch 70,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt sein. Kometen werden häufig als „schmutzige Schneebälle“ bezeichnet, denn sie setzen sich aus Staub und Gestein zusammen, das von Eis zusammengehalten wird. Nähert sich ein Komet der Sonne, wird es wärmer, und das Eis beginnt direkt zu verdampfen – Gesteinsbröckchen, Staub und Gase werden freigesetzt und bilden den typischen Schweif des Kometen.
Wird Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) mit bloßem Auge sichtbar?
Experten prognostizieren, dass der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) eine Helligkeit von zweiter oder sogar erster Magnitude erreichen könnte und dann mit bloßem Auge sichtbar wäre. Zum Vergleich: Der Polarstern strahlt mit einer Helligkeit von Magnitude 2, während Spica, der Hauptstern im Sternbild Jungfrau, eine Helligkeit von Magnitude 1 erreicht (je niedriger der Wert, desto heller das Objekt).
Ein Phänomen namens „Vorwärtsstreuung“ könnte dazu beitragen, den Kometen noch heller erscheinen zu lassen. Dieses Phänomen tritt auf, wenn der Komet um den 8. Oktober herum fast genau zwischen Sonne und Erde steht. Ist der Komet sehr staubreich, können seine Staubpartikel das Sonnenlicht nach vorne streuen und die Helligkeit weiter erhöhen. Durch die „Vorwärtsstreuung“ könnte der Komet sogar heller als Magnitude 1 werden, so Experten.
Schlechtes Zeichen: Der Komet nähert sich zum ersten Mal der Sonne
Es gibt jedoch auch Faktoren, die gegen die Sichtbarkeit des Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) mit bloßem Auge sprechen. Der Komet stammt direkt aus der Oortschen Wolke am Rand des Sonnensystems und nähert sich zum ersten Mal der Sonne. Dies bedeutet, dass sehr flüchtige Materialien auf der Oberfläche des Kometen wahrscheinlich schon in großer Entfernung zur Sonne verdampfen. Das kann zwar zu kurzzeitigen Helligkeitsanstiegen führen, aber wenn sich der Komet der Sonne weiter nähert, verlangsamt sich der Helligkeitsanstieg meist oder stoppt ganz.
Es ist durchaus möglich, dass sich auch Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) so verhält – zwingend ist es jedoch nicht. Generell ist die Entwicklung von Kometen sehr schwer vorherzusagen. Der Amateurastronom und Wissenschaftsautor David Levy brachte es auf den Punkt, als er sagte: „Kometen sind wie Katzen: Sie haben Schweife und tun, was sie wollen.“ (tab)
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