Sonnenzyklus

Sonnenmaximum hat begonnen – Fachmann: „Sonne ist aktiver als im letzten Zyklus“

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Die Sonne befindet sich bereits am Anfang ihres Aktivitätsmaximums, ist ein Experte überzeugt. Zu Super-Sonnenstürmen hat er eine eindeutige Meinung.

Frankfurt – Die Sonne wird aktiver und soll im Jahr 2024 das Maximum ihrer Aktivität erreichen, zeigt eine aktualisierte Vorhersage des Space Weather Prediction Centers (SWPC) in den USA. Maximum bedeutet, dass die Sonne dann sehr aktiv ist, zahlreiche Sonnenflecken sind auf ihrer Oberfläche zu sehen und geladenes Plasma wird vermehrt ins Weltall geschleudert. Trifft die Sonne dabei die Erde, können wunderschöne Polarlichter entstehen – aber auch Probleme mit dem Funk auftreten. Bei einem besonders heftigen Treffer kann auch die irdische Infrastruktur betroffen sein.

Deshalb hat die Forschung die Sonne mithilfe verschiedener Raumsonden genau im Blick und kann vor eintreffenden Plasmawolken unseres Sterns warnen. Der Astrophysiker Dr. Volker Bothmer, der am Institut für Astrophysik der Universität Göttingen forscht, kennt sich mit der Sonne bestens aus. Im Gespräch mit fr.de von IPPEN.MEDIA zeigt er anhand von Grafiken: „Die Sonne hat in diesem Zyklus eine höhere Aktivität als im letzten Zyklus“. Der Sonnenexperte geht davon aus, dass das aktuelle Maximum der Sonnenaktivität bereits begonnen hat. „Wir befinden uns sozusagen in der ersten Phase im Maximum“.

Die Sonne wird aktiver. (Archivbild)

Sonnen-Experte: Sonne befindet sich bereits am Anfang ihres Maximums

Ein Sonnenmaximum habe öfters zwei „Spitzen“. Die Zeit vom Sonnenminimum bis zur ersten Spitze dauere ungefähr drei Jahre. Für das Maximum veranschlagt der Forscher ebenfalls etwa drei Jahre. Die Zeit vom Sonnenmaximum bis zum nächsten Minimum dauere immer länger als der Anstieg zum Maximum, Bothmer geht von etwa fünf Jahren aus. Insgesamt erstreckt sich ein Sonnenzyklus über elf Jahre. Doch derzeit ist vor allem das Sonnenmaximum interessant. „Wir haben jetzt höhere Sonnenaktivität, die Anzahl der Sonnenstürme steigt“, erklärt Bothmer.

Die Sonnenstürme, die es derzeit gebe, seien jedoch „kleine Stürme“, betont der Forscher. „Das sind für uns keine riesigen Ereignisse, die sind ganz normal.“ Es gibt jedoch auch große Sonnenstürme – und die können gewaltige Auswirkungen nach sich ziehen. „Da kann man Ölleitungen nehmen, Satellitennavigationssysteme, Strahlungseffekte auf Astronauten, auf biologische Systeme. Der Flugverkehr ist gestört, Satelliten sacken um bis zu fünf Kilometer ab, all diese Effekte“, zählt Bothmer auf, schiebt jedoch gleich eine Entwarnung hinterher: „Bei einem Sonnensturm können, müssen aber nicht alle Prozesse gleichzeitig auftreten.“

Viele Faktoren müssen zusammenkommen für einen Super-Sonnensturm

Überhaupt will Bothmer die Angst vor einem großen Sonnensturm nehmen: „Es kommen unheimlich viele Faktoren zusammen, die man für einen Supersturm braucht“, betont der Forscher. Innerhalb eines 11-jährigen Sonnenzyklus gibt es mehr als 10.000 Sonnenstürme. „Davon haben wir etwa 50, die die sehr extremen Geschwindigkeiten erreichen. Die gehen auch nicht alle Richtung Erde, die haben eine nicht geeignete Magnetfeldrichtung oder die erwischen die Erde zur falschen Jahreszeit.“ Die stärksten Sonnenstürme beobachtet die Forschung im März, April, September und Oktober.

Die bis heute stärksten beobachteten Sonnenstürme sind das „Carrington-Ereignis“ im Jahr 1859 und der „New York Railroad Storm“ im Jahr 1921. Erst kürzlich hat ein Forschungsteam gezeigt, dass im Jahr 1872 ein weiterer Supersturm die Erde traf. (tab)

Rubriklistenbild: © dpa/Solar Dynamics Observatory/NASA

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