Mit Baumhäusern gegen Tesla
Umweltgruppe besetzt Waldstück neben Tesla-Werk: „Alles tun, um die Erweiterung zu stoppen“
- VonBettina Menzelschließen
Rund 80 Aktivisten besetzen ein Waldstück in Grünheide. Mit der Aktion wollen sie das Grundwasser schützen, das sie von der Gigafabrik des US-Autobauers bedroht sehen.
Grünheide – In der Nacht zum Donnerstag (29. Februar) zogen Umweltschützer los, um ein Waldstück nahe der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin zu besetzen. Damit wollen die Aktivisten und Aktivistinnen gegen die geplante Erweiterung des Werksgeländes des US-Autobauers protestieren. Ihr Ziel: Der Schutz des Grundwassers. Ihr Kampfmittel: Baumhäuser.
Umweltaktivisten besetzen Waldstück: „Fabrik im Trinkwasserschutzgebiet gebaut“
In einem Waldstück neben der Gigafabrik von Tesla haben Umwelt-Aktivisten und -Aktivistinnen in der Nacht zum Donnerstag acht Baumhäuser aufgebaut, das höchste davon in elf Metern Höhe. Das rund 120 Hektar große Areal soll gerodet werden, damit der US-Autobauer hier einen Güterbahnhof und Lagerflächen bauen kann. „Wir wollen uns der Zerstörung in den Weg stellen“, sagt die Sprecherin der Initiative „Tesla stoppen“, Caro Weber, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Umweltgruppe geht es demnach um den Schutz des Wassers. Man fordere von Tesla und den Verantwortlichen in Gemeinde, Land und Bund „alles zu tun, um die Erweiterung zu stoppen [...]“, forderte die Aktivistengruppe Robinwood, die ebenfalls vor Ort war.
Auf einem Banner war der Spruch „Water is a human right“ („Wasser ist ein Menschenrecht“) zu lesen. „Saubere Autos sind eine dreckige Lüge“ stand auf einem anderen, in Anspielung auf die Lithiumgewinnung für Batterien. Schon die bestehende Gigafabrik war mit einer Sondergenehmigung errichtet worden. „Diese Fabrik ist im Trinkwasserschutzgebiet gebaut, wo noch nicht einmal 50 Kühe gehalten werden dürfen, weil das Grundwasser so leicht gefährdet werden kann. Stattdessen wird hier eine Autofabrik gebaut“, kritisierte die Aktivistin Robin Sommer.
Umweltaktivisten wollen Bürger-Votum unterstützen – Polizei prüft Verstoß auf Versammlungsverbot
Eine Einwohnerbefragung in Grünheide hatte zuletzt ergeben, dass rund zwei Drittel der Bürger gegen eine Erweiterung des Areals waren. Die Beteiligung lag bei 76 Prozent. Allerdings ist das Ergebnis der Umfrage für die Gemeinde nicht bindend. Der Protest sei wichtig, weil man glaube, dass es trotz des negativen Bürgervotums zu einer Tesla-Erweiterung kommen solle, sagte eine Aktivistin der dpa. Die Besetzung des Waldes ist auf unbestimmte Zeit geplant. Ob die Polizei eingreifen und die Protestierenden vertreiben wird, war zunächst unklar. Es werde geprüft, ob ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vorliege, so ein Polizeisprecher.
Die Polizei sei im Gespräch mit den Baumbesetzern. Der Wald zwischen dem Tesla-Bahnhof und dem Werk gehört nicht Tesla, sondern ist laut Polizei Staatsforst und das Areal ist frei zugänglich. Der US-Konzern des Tech-Milliardärs Elon Musk hat mit der Gigafabrik bislang rund 12.500 Arbeitsplätze in Brandenburg geschaffen. Perspektivisch sollen es 40.000 in der Region werden, versprach Tesla. Seit etwa einem Jahr rollen in Grünheide Elektroautos vom Band, doch unlängst wurden auch Vorwürfe gegen Tesla laut. So soll der Autobauer häufiger krank geschriebene Mitarbeiter unter Druck gesetzt haben (bme mit dpa/AFP).
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