Was sie auszeichnet
Koala-Erziehung: Ein Schlüssel für emotional gesunde und beziehungsstarke Kinder?
VonJasmina Deshmehschließen
Die Koala-Erziehung legt Wert auf Nähe und Bindung. Ein Konzept, das die Beziehung zwischen Eltern und Kindern stärken und Kinder dauerhaft zu unabhängigen, resilienten Menschen machen soll.
Das Prinzip der „Koala-Erziehung“ basiert auf Nähe und emotionaler Sicherheit und zielt darauf ab, eine starke Verbindung zwischen Eltern und ihren Kindern zu schaffen. Der Ausdruck „Koala-Erziehung“ leitet sich von den australischen Beuteltieren ab, die während der Aufzucht ihre Jungen zunächst in ihrem Beutel und später an ihrem Körper tragen, um ihnen maximale Nähe und Schutz zu bieten.
Koala-Erziehung: Das sind die Grundpfeiler
Dr. Michelle Dees, eine Psychiaterin, erläutert gegenüber dem amerikanischen Magazin parents.com, dass unter anderem Kim Kardashian und Mayim Bialik prominente Befürworter der Koala-Erziehung sind. Dieser Erziehungsstil zeichnet sich durch eine intensive Bindung zwischen Eltern und Kind aus und steht somit in Übereinstimmung mit dem Bindungserziehungsstil von William Sears.
Dieser ist gekennzeichnet durch:
- Bindung (Bonding): Ist ein Prozess, der unmittelbar nach der Geburt einsetzt. „Koala-Eltern“ streben danach, ihre Neugeborenen zu verstehen, auf ihre Bedürfnisse zu reagieren und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Um eine tiefe und frühzeitige Bindung zu fördern, wird dem Baby viel Hautkontakt und Zärtlichkeit gewährt. Ziel ist es, eine dauerhafte und enge Bindung zu schaffen, die im Idealfall ein Leben lang anhält.
- Stillen: Es besteht häufig der Wunsch, ausschließlich zu stillen, da Koala-Eltern der Überzeugung sind, dass dadurch eine intensivere Bindung entstünde. Wissenschaftler beruhigen jedoch an dieser Stelle: Selbst Eltern, die aus verschiedenen Gründen nicht stillen können oder möchten, sind durchaus in der Lage, eine tiefe Bindung zu ihren Kindern zu entwickeln.
- Tragen: Am Körper tragen, zum Beispiel in einem Tragetuch oder einer Babytrage, gibt Kindern das Gefühl, sicher und geborgen zu sein. Herumtragen kann helfen, Schreizeiten zu verkürzen. und den Übergang vom Bauch in die Welt zu erleichtern. Dabei sollte auf die Anhock-Spreizhaltung geachtete werden, die die Hüftentwicklung fördert.
- Co-Sleeping: Nach dem Koala-Prinzip sollten Kinder in unmittelbarer Nähe zu ihren Eltern schlafen. Um die Gefahr des plötzlichen Kindstods (SIDS) zu reduzieren, raten Fachleute allerdings dazu, Babys nicht im Elternbett, sondern im eigenen Bett im selben Zimmer schlafen zu lassen. So können Eltern sichergehen, dass die Bedürfnisse des Babys auch nachts erfüllt werden.
- Baby nicht schreien lassen: Babys schreien, um ihre Bedürfnisse auszudrücken. Kontrolliertes „Schreien-lassen“ sind für Koala-Eltern keine Option.
- Kein Fütter- und Schlaftraining: Strenge und reglementierte Trainings widersprechen den Grundpfeilern der Koala-Erziehung, da sie sich an den Bedürfnissen des Kindes orientiert.
- Elternbedürfnisse beachten: Auch die Bedürfnisse der Eltern sind in der Koala-Erziehung wichtig. Denn „bedürfnisorientiert“ bezieht sich nicht ausschließlich auf die Bedürfnisse der Kindern, sondern auch auf die der Eltern.
Koala-Erziehung: Gute Bindung macht Kinder unabhängig und beziehungsfähig
Wie auch jede andere Form der bindungsorientierten Erziehung, soll die Koala-Erziehung zu einer intensiven Eltern-Kind-Beziehung führen und die Chancen auf erfolgreiches (und langes) Stillen erhöhen. Zudem soll das Risiko für den Plötzlichen Kindstod gesenkt werden – vorausgesetzt Eltern beachten die Regeln einer sicheren Schlafumgebung. Durch eine starke emotionale Bindung und eine gesunde Emotionsregulation sollen Kinder von Koala-Eltern langfristig beziehungsfähiger, unabhängiger und belastbarer sein, als etwa Kinder von autoritären Eltern.
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Koala-Beziehung: Für Eltern manchmal erschöpfend
Doch der Erziehungsstil bringt auch Nachteile und Herausforderungen mit sich. So ist die Koala-Erziehung mit einer intensiven Kinderbetreuung verbunden, die Eltern anfällig für Erschöpfung und langfristig auch für das Phänomen des Eltern-Burnouts machen kann. Das Gefühl, rund um die Uhr für das Kind da zu sein, kann Eltern ausbrennen lassen und Ängste bis hin zu Depressionen begünstigen.
Um dem entgegenzuwirken, sollten Eltern Zeit für sich selbst einplanen. Möglich ist das nur, wenn die Erziehungspflichten zwischen beiden Elternteilen (oder auch anderen Betreuungspersonen) aufgeteilt werden. Wichtig sei auch, bei aller Nähe und Zuneigung, dem Kind Freiräume zum Ausprobieren, Erkunden und Selbstständig-werden zu lassen, betont Dr. Michelle Dees.
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