Robert Habeck Heizung
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Robert Habeck ist das Gesicht der Heiz-Wende. Die aktuelle Zensus-Erhebung zeigt, dass dieses Ziel ambitioniert ist.

Neue Zensus-Daten

Viel Öl, kaum Wärmepumpen: So heizen die Deutschen wirklich

  • Nils Tillmann
    VonNils Tillmann
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  • Andreas Schmid
    Andreas Schmid
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Deutschland ist ein Gas-Heizung-Land. Das zeigen die neuen Zensus-Zahlen. Hier sehen Sie, welcher Heizungstyp in Ihrer Region dominiert.

Die Bundesregierung um Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) plant eine Wärmewende, will beim Heizen künftig vor allem auf Wärmepumpe setzen. Bis dieses Ziel erreicht ist, dauert es aber noch. Bislang scheint die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin auf traditionelle Heizsysteme zu setzen.

Nach neu veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamts ist Gas die mit Abstand weit verbreitetste Heizformen in deutschen Haushalten. In südlichen Regionen, insbesondere in Bayern, ist auch Heizöl ein Thema, im Osten gelegentlich Fernwärme.

Wichtig: Die Zahlen wurden 2022 im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Zensus-Erhebung erhoben und erst jetzt veröffentlicht. In den letzten zwei Jahren könnte sich die Lage also etwas verändert haben. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass sich das allgemeine Bild enorm verändert hat. Denn im ersten Halbjahr 2024 erlebte der Heizungsmarkt eine kleine Delle.

Heizungsmarkt: 54 Prozent weniger Wärmepumpen – Einbruch auch bei Gas

Wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie erklärt, setzen die Hersteller von Januar bis Juni 43 Prozent weniger Wärmeerzeuger ab als im gleichen Zeitraum 2023. Ein großes Minus gibt es bei Wärmepumpen, die zuletzt einen Rekordabsatz nach dem anderen erzielt hatten. Nun waren es nur 90.000 neue Wärmepumpen, ein Minus von 54 Prozent und für die Pläne der Bundesregierung ein Rückschritt. Eigentlich hatte die Ampel für dieses Jahr mindestens 500.000 Wärmepumpen als Ziel ausgerufen.

Auch der Absatz von Gas-Heizungen ist im ersten Halbjahr 2024 klar eingebrochen. Um 42 Prozent auf 223.000 Stück. Besonders drastisch zeigt sich der Einbruch bei Biomasse-Heizungen, deren Verkauf um 74 Prozent auf lediglich 10.000 Stück zurückging. Gleichzeitig gab es ein Plus an Öl-Heizungen.

Heizwende: Bundesregierung setzt auf Förderanreize

Um die Wärmewende zu fördern, setzt die Bundesregierung auf finanzielle Anreize. Seit 2024 können bei der Förderbank KfW Zuschüsse für den Austausch von Heizungen beantragt werden. Für die Kosten einer neuen Wärmepumpe gibt es bis zu 70 Prozent Zuschuss. Doch auch hier scheint das Interesse der Bevölkerung eher gering zu sein. Bis Mitte Juli wurden laut Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium bei der KfW nur etwa 70.000 Anträge zur Heizungsförderung gestellt.

Erneuerbare Energien

Als „erneuerbar“ gelten laut Bundeswirtschaftsministerium Wärmepumpen, Solar, Abwärme und Biomasse einschließlich Holz.

Das Bundesumweltministerium betrachtet die Einstufung von Holz als erneuerbar jedoch kritisch: „Heizen mit Holz ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral. Die Holzverbrennung produziert neben Feinstaubemissionen auch CO2- und andere klimarelevante Emissionen wie Methan. Pro produzierter Wärmeeinheit sind die CO₂-Emissionen sogar höher als bei fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas.“

Erneuerbare Energien: Nur 6,7 Prozent heizen in Deutschland erneurbar

Die Umstellung auf erneuerbare Energien kommt jedoch auch ohne Wärmepumpen nur langsam voran. Im Jahr 2022 heizten durchschnittlich nur 6,7 Prozent der Haushalte mit erneuerbaren Energien. Dabei gibt es ein Nord-Süd-Gefälle. Norddeutschland ist zwar bundesweit führend beim Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind oder Photovoltaik, setzt beim Heizen jedoch kaum auf „erneuerbar“ Energie. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil vielerorts bei etwa fünf Prozent, während er in Bayern in einigen Gebieten über 20 Prozent beträgt.

Besonders hohe Anteile finden sich in den Landkreisen Freyung-Grafenau (30,5 %), Cham (28%) und Straubing-Borgen (27,8%). Der hohe Anteil erneuerbarer Energie in Bayern ist hauptsächlich auf das Heizen mit Holz und Holzpellets zurückzuführen.

Insgesamt zeigt sich durch die Zensus-Daten: Der Weg zur Heizwende ist lang. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), auch Heiz-Gesetz genannt, soll den Umstieg beschleunigen. Die Debatte um das Gesetz aus dem Hause Robert Habecks scheint der Wärmewende aber womöglich sogar geschadet haben. Verbände beklagen gegenüber unserer Redaktion eine „massive Verunsicherung“ der Verbraucher. (as)