AfD-Wähler von morgen?
Kinderarzt erklärt, wie Eltern die Generation Alpha auf eine schwierige Zukunft vorbereiten
VonJana Stäbenerschließen
Vermitteln Eltern ihren Kindern gewisse Dinge nicht, betrachten sie die Welt ihr Leben lang als „feindlich“, sagt ein Erziehungsexperte. Das schadet ihnen und der Gesellschaft.
Zweitstärkste Kraft in Deutschland ist in Umfragen aktuell mit etwa 18 Prozent die AfD. Eine Partei, die laut Soziologe Wilhelm Heitmeyer eine veränderte Gesellschaftsordnung und Überlegenheitsansprüche der deutschen Kultur anstrebt. Bei einem großen Teil der Bevölkerung komme dieser „autoritäre Nationalradikalismus“ gut an, sagt er.
Die aktuelle globale und nationale Situation erklärt, warum bei den vergangenen Wahlen sogar einige aus der Gen Z die AfD wählten. Trotzdem gelte weiterhin: „Ob eine Person vulnerabel für autoritäre Haltungen ist oder nicht, entscheidet sich in der Kindheit“, sagt der Erziehungsexperte Herbert Renz-Polster BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.
Kinder nicht zu AfD-Wählern erziehen: Experte warnt vor Erziehungsfehler
Renz-Polster ist Kinderarzt und befasst sich auch mit Fragen der kindlichen Entwicklung. Sein neues Buch trägt den Titel: „Erziehung prägt Gesinnung“ und beschäftigt sich damit, wie wir den weltweite Rechtsruck und Erfolg von Männern wie Donald Trump oder Björn Höcke aufhalten können – auch indem wir die nachfolgende Generationen Alpha richtig erziehen.
„Bei manchen Menschen haftet das Angebot von rechtsautoritären Parteien und Politikern sehr gut, andere haben eine Art Teflonschicht“, sagt der Erziehungs-Experte BuzzFeed News Deutschland. Wie entsteht diese Teflonschicht? „Ich spreche gerne von einem dreiblättrige Kleeblatt aus Anerkennung, Zugehörigkeit und Sicherheit“, sagt er.
Machen Eltern den Erziehungsfehler, ihren Kindern diese Dinge nicht zu vermitteln, betrachteten sie die Welt ihr Leben lang als „feindlich“ und suchten als Erwachsene Halt bei autoritären Parteien und Personen, warnt Renz-Polster. So würden sie möglicherweise zu AfD-Wählern. „Wenn jemand zu ihnen sagt: ‚Du bist Deutscher, damit bist du etwas wert!‘ dann finden sie darin Ersatz für das, was ihnen innerlich fehlt.“
Erziehung: Wie Eltern Kindern Anerkennung, Zugehörigkeit und Sicherheit vermitteln
Wie vermitteln Eltern ihren Kindern Anerkennung, Zugehörigkeit und Sicherheit? Kinder müssten immer wieder erfahren, dass sie wertvoll sind, dass sie Teil der Familie sind und dass sie keine Angst vor der Welt haben müssen. „Kein Kind will sich als Versager fühlen. Kein Kind will die ganze Zeit gestresst und überfordert sein. Also nehmen wir ihre Gefühle ernst. Wo sie in Not sind, unterstützen wir sie“, sagt Renz-Polster BuzzFeed News Deutschland. „Wir passen auf, dass wir sie nicht verletzen oder entwerten. Natürlich klappt das nicht immer, aber wir geben uns Mühe, und das zählt.“
Der Wandel hin zu einer wohlwollenden Erziehungskultur, den wir seit den 1960er Jahren insbesondere in Deutschland erlebt haben, unterstütze seine Theorie, sagt er. „Dem Aufstieg der AfD zum Trotz leben wir heute in der liberalsten und vielfältigsten Gesellschaft, die es auf deutschem Boden jemals gegeben hat. Der Großtrend unserer Zeit heißt eben nicht Rechtspopulismus, sondern Liberalismus.“ Dass es keinen pauschalen Rechtsruck in der Gen Z gibt, zeigt auch die aktuelle Shell Studie. 2000 waren laut ihr noch 27 Prozent aller Jugendlichen „hoch ausländerfeindlich“. 2024 haben 58 Prozent Angst vor Ausländerfeindlichkeit.
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