Zahlen steigen

Corona-Studie lässt vermuten: Tatsächliche Infektionszahlen könnten in die Hunderttausende gehen

  • VonBettina Menzel
    schließen

Die Zahl der registrierten Corona-Fälle in Deutschland ist niedrig, die Dunkelziffer könnte aber deutlich höher liegen. Fachleute zeigen sich dennoch nicht besorgt.

Berlin – Corona ist aus der öffentlichen Wahrnehmung fast gänzlich verschwunden. Doch im Hintergrund breitet sich das Virus offenbar aus: Die Zahl der laborbestätigten Corona-Fälle stieg zuletzt wieder an. Das Robert Koch-Institut (RKI) registrierte laut aktuellem Wochenbericht 12.414 Neuinfektionen und damit über 2000 mehr als in der Vorwoche. Die tatsächlichen Fall-Zahlen könnten in die Hunderttausende gehen. Grund zur Sorge ist das aus Sicht von Fachleuten derzeit aber nicht.

Coronavirus: Sieben-Tage-Inzidenz könnte womöglich bei 1000 liegen

Die innerhalb von sieben Tagen gemeldeten Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner liegen in Deutschland aktuell laut Pandemieradar bei 15 – und damit sehr niedrig. Zum Vergleich: In den Hochzeiten der Omikron-Welle lagen die Sieben-Tage-Inzidenzen bei fast 2000. Der Schein könnte allerdings trügen. Denn nur noch wenige Menschen lassen sich derzeit testen, weshalb von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist. Mithilfe von sogenannten Sentinel-Erhebungen gewinnen die Epidemiologen regelmäßig zusätzliche Daten, um das Infektionsgeschehen besser einschätzen zu können.

Das Robert-Koch-Institut meldet im aktuellen Wochenbericht 12.000 Neuinfektionen in Deutschland - die Dunkelziffer ist wohl deutlich höher (Symbolbild).

In einer solchen Erhebung nehmen 10.500 repräsentativ ausgewählte Bewohnerinnen und Bewohner von Rheinland-Pfalz teil. Sie lassen sich bei SentiSurv seit Dezember 2022 einmal pro Woche testen. Wer infiziert, aber asymptomatisch ist, gelangt somit ebenfalls in den Datenpool. Wie das Dashboard zeigt, lag die von SentiSurv ermittelte Sieben-Tage-Inzidenz am 18. Oktober bei 1099. Auf die Gesamtbevölkerung umgelegt wären das über 900.000 Corona-Infektionen. Die Tendenz ist steigend: Daten aus dem zusätzlich durchgeführten Abwassermonitoring in Deutschland wiesen in der vergangenen Woche an 20 von 30 Standorten einen steigenden Trend nach, so der RKI-Bericht.

Virusvarianten in Deutschland

Die hierzulande verbreiteten Virusvarianten sind derzeit (Stand: 19. Oktober 2023) vor allem Eris (EG.5) sowie seine Untervarianten, die für 55 Prozent aller Corona-Infektionen verantwortlich sind. Die Pirola-Variante (BA.2.86) wurde bislang in Deutschland nur 16 Mal registriert. Bei beiden Varianten fallen die Erkrankungen derzeitigen Erkenntnissen zufolge nicht schwerer aus, hieß es von Experten.

Corona-Zahlen steigen: Deshalb sind Experten trotz hoher Dunkelziffer nicht beunruhigt

Von allen intensivmedizinisch behandelten schweren akuten respiratorischen Infektionen in Deutschland seien in der Kalenderwoche (9. Oktober bis 15. Oktober) 26 Prozent mit Corona diagnostiziert worden, so das RKI. Wie das Intensivregister zeigt, liegt der Anteil der Covid-Patienten, die Intensivbetten belegen, im einstelligen Prozentbereich. Am 19. Oktober benötigten Corona-Patienten 469 Intensivbetten.

Zum Vergleich: In Hochzeiten der Pandemie, etwa im Januar 2021, waren 5.700 Betten auf Intensivstationen von Corona-Patienten belegt. Eine Überlastung der Krankenhäuser und Kliniken durch das Virus sehen Wissenschaftler deshalb derzeit nicht. Rund ein Drittel (31 Prozent) der Deutschen plant im kommenden Winter eine Impfung gegen das Coronavirus, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos ergab. Demnach hält die Mehrheit der Befragten ihren Impfschutz für ausreichend. Rund 14 Prozent lehnen die Impfung hingegen grundsätzlich ab. Auch Virologe Christian Drosten gab zuletzt Entwarnung bezüglich Corona. Durch die Impfung und Infektion mit Sars-CoV-2 sei Covid für viele „jetzt wie eine Erkältung oder manchmal wie eine Grippe“, sagte er der Zeit. In Deutschland habe sich eine stabile Immunität aufgebaut.

Rubriklistenbild: © IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun

Mehr zum Thema